Museen & Sammlungen

Bach-Gedenkstätte im Schloss zu Köthen/Anhalt

Schloss Köthen

 

Nachdem in Köthen bereits 1885 ein Bachdenkmal (Standort heute am Bachplatz) eingeweiht und 1911 ein Verein „Heimatmuseum für Stadt und Kreis Köthen e. V.” gegründet worden war, konnte bereits 1912 ein erstes Museum im Schlossareal mit Leihgaben und Schenkungen zur Heimatgeschichte präsentiert werden. 1929 zog dieses in ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Innenstadt, wo es bis 1996 verblieb. 1985, pünktlich zum 300. Geburtstag Johann Sebastian Bachs, wurde als Zentrum der Ausstellungstätigkeit eine eigene Bach-Gedenkstätte eingerichtet.

Mit dem Umzug in die ehemaligen fürstlichen Wohnräume und durch Einbeziehung des Spiegelsaales (1822 von Gottfried Bandhauer im spätklassizistischen Stil umgebaut) sowie der bereits 1991 historisch weitgehend wiederhergestellten Schlosskapelle entstand 1997 nunmehr die Bach-Gedenkstätte quasi am authentischen Ort, da man annehmen kann, dass Bach im Rahmen seiner Hofkapellmeistertätigkeit 1717 bis 1723 am Köthener Hof sowie aufgrund seines vermutlich beinahe freundschaftlichen Verhältnisses zu Fürst Leopold in diesen Räumlichkeiten tagtäglich zugegen war.

Köthen, Schlosskapelle

Ausstellung

Die heutige Sammlung beleuchtet natürlich vor allem die Köthener Jahre des Komponisten sowie die zweifelsfrei hier entstandenen Werke – dies aber mit vielfältigen Bezugnahmen auf das Gesamtschaffen. Allerdings steht die Bach-Gedenkstätte vor einer völligen Neugestaltung, mit der unmittelbar bevorstehende Veränderungen im unten dargestellten Ausstellungsaufbau einhergehen.

Vier Räume einer Zimmerflucht im Ludwigsbau des Köthener Schlosses sind zurzeit Teil der Bach-Gedenkstätte. Einer dieser Räume ist das „Rote Zimmer” (die sogenannte „Potentatengalerie“) mit Bildnissen hochadeliger Persönlichkeiten, die in Verbindung zu Bach standen.

„Rotes Zimmer”

 

Diesem Raum benachbart ist das mehrheitlich als Kupferstichkabinett angelegte „Köthen-Zimmer“, in welchem das städtische wie höfische Umfeld Bachs in Köthen thematisiert wird. Ein schönes Ausstellungsobjekt hier ist das originale Reisetagebuch des musikliebenden Fürsten Leopold aus den Jahren 1710 bis 1713, in welchem aufgezeichnet wurde, wohin der junge Fürst reiste, wann er die Oper besuchte, welche Sehenswürdigkeiten er sich angeschaut hat und mit welchen berühmten Persönlichkeiten er zusammengekommen ist.

Als dritter Raum der Bachstätte legt das sogenannte „Bach-Zimmer“ den Schwerpunkt auf barocke Musikinstrumente. Aber auch eine kostbare Reproduktion der Originalhandschrift der Brandenburgischen Konzerte kann hier bewundert werden.

Da originale Zeugnisse zu Bach in Köthen äußerst rar sind, ist die Ausstellung vor allem durch Leihgaben, Ankäufe bzw. Nachbildungen des historischen Interieurs sowie durch Nachbauten damals verwendeter Instrumente (Mietke-Cembalo) bemerkenswert.

„Bach-Zimmer”

 

An diesen Raum nun schließt sich das “Grüne Zimmer” an, welches Bachs Dienstherren, den Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen (1694–1728), als Liebhaber der Musik, Literatur, Historie und der schönen Künste vorstellt und damit zugleich die Ausstellung beschließt.

„Grünes Zimmer”

 

Die derzeitige Situation von Sanierungsarbeiten im Schloss, dabei vor allem im Ludwigsbau, der die o. g. Räumlichkeiten beherbergt, führt noch für einige Zeit zu Einschränkungen bei der Besichtigung. Nach der Wiederherstellung des Spiegelsaales sowie wesentlicher Teile des Schlosses wird den Besucherinnen und Besuchern in wenigen Jahren ein eindrucksvolles Bild des „Köthener Musenhofes” und seines wichtigsten Protagonisten präsentieren können.

Spiegelsaal

 

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass neben Bach u. a. auch der Mitbegründer der Fruchtbringenden Gesellschaft, Fürst Ludwig I. zu Anhalt-Köthen (1579–1650), der Pädagoge Wolfgang Ratke (1571–1635), der Homöopath Samuel Hahnemann (1755–1843) sowie der Ornithologe Johann Friedrich Naumann (1780–1857; siehe auch August Carl Eduard Baldamus) als bedeutende Persönlichkeiten mit Bezug zum Schloss in Köthen gelten.

Schloss Köthen um 1650 (kolorierter Stich nach Merian im Torhaus des Köthener Schlosses)

 

Im neu erbauten Johann-Sebastian-Bach-Saal sowie in weiteren Räumlichkeiten des Schlosses wie auch in Köthener Kirchen sind Konzerte, Festivals (Köthener Bachfesttage, Köthener Herbst, Nationaler Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb für junge Pianistinnen und Pianisten) sowie wissenschaftliche Symposien um das Erbe Bachs wichtige Aktivitäten des Köthener Kulturlebens und strahlen weit über die Grenzen der Kreisstadt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld hinaus.

Seit Mai 2021 bereichert die „Neue Musicalien-Kammer im Schloss Köthen – Historische Tasteninstrumente der Sammlung Ott“ die Museumslandschaft im Schloss ganz entscheidend.

Links

Historisches Museum und Bach-Gedenkstätte (auf der Website des Schlosses Köthen unter www.schlosskoethen.de)

www.museum-digital.de

www.bachfesttage.de

www.bachfreunde-koethen.de

Hans-Peter Wolf / MR 2017, letzte Aktualisierung Oktober 2021