Komponist*innen

Palme, Rudolph (1834–1909)

* 23. Oktober 1834 in Barby, † 08. Januar 1909 in Magdeburg

Prof. Rudolph Franz Robert Palme

Biografie

Rudolph Franz Robert Palme wurde am 23. Oktober 1834 als Sohn des Kantors, Organisten und Privatlehrers Karl Gottlob Palme in Barby geboren. Bereits mit neun Jahren vertrat er seinen Vater im Gottesdienst. Sein Bildungsweg führte ihn von der Stadtschule in Barby weiter zum Königlich-Preußischen Lehrerseminar (1853 bis 1856), welches er zunächst in Magdeburg, dann nach dessen Verlegung 1855 in seiner Heimatstadt Barby besuchte. Seine beiden ihn prägenden Lehrer waren Johann Joachim Wachsmann und Gustav Rebling. Aufgrund seiner Mitgliedschaft im Magdeburger Domchor wurde der Domorganist August Gottfried Ritter auf ihn aufmerksam und nahm ihn als Orgel- und Kompositionsschüler auf. Zudem wurde er von Christian Friedrich Ehrlich im Fach Klavier unterrichtet.

Beruflich zog es Palme 1856 nach Magdeburg, wo er eine Stelle als Volksschullehrer erhielt und ab 1862 als Kantor und Organist an der Heilig-Geist-Kirche wirkte. “In Anerkennung seiner öffentlichen künstlerischen Wirksamkeit und seiner vorzüglichen Kompositionen” (Musikalisches Wochenblatt 20, 1889, zit. n. Hobohm, Magdeburger Biographisches Lexikon) wurde Palme 1880 zum Königlichen Musikdirektor ernannt. Als Nachfolger Ritters übernahm er 1883 das Amt des Königlichen Orgelbaurevisors. Darüber hinaus erhielt er den Professorentitel. Zudem leitete er über viele Jahre hinweg einen Gesangsverein, mit dem er wiederholt öffentlich auftrat. Zeit seines Lebens gab er zahlreiche Musik-Sammlungen heraus, schuf Kompositionen und entwickelte musikpädagogische Lehrmaterialien.
Am 8. Januar 1909 starb Rudolph Palme kurz vor seiner beabsichtigten Pensionierung in Magdeburg, wo er auf dem dortigen Südfriedhof beigesetzt wurde.

Die Heilig-Geist-Kirche in Magdeburg, Gemälde von Karl Friedrich (1898-1989)

Musikhistorische Bedeutung

Am weitesten verbreitete sich der Name Rudolph Palme durch seine Sammlungen, insbesondere der Orgel-, Chor- und Sologesangsliteratur. Diese praktischen Ausgaben wurden rege in Schulen, Seminaren, im Privatunterricht, von Organisten und in der Chorarbeit verwendet. Damit wirkte Palme weit über seinen Schaffensbereich Magdeburg hinaus.

Auch eigene Kompositionen sind von ihm überliefert, denen im Gegensatz zu seinen Sammlungen jedoch weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Einige Stücke von ihm waren sogar Teil eben dieser Sammlungen (s. „Werke“). Zudem ist Palme Verfasser musikwissenschaftlicher und musikpädagogischer Schriften. Sein Fokus lag dabei auf dem Klavierunterricht und dem Orgelspiel. Er beschäftigte sich aber auch mit regionaler Forschung.

Palmes Wirken, seine Ansichten als Orgelrevisor und die Art, seine Sammlungen zusammenzustellen, wurden in den Folgejahren wiederholt kritisiert. Heute hingegen finden sie wieder Verständnis.

Werke

Zu Palmes Ausgaben und Sammlungen gehören Präludien, Choralvorspiele für Orgel und Orgelstücke in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, zudem geistliche und weltliche Lieder, Gesänge, Volkslieder und Motetten für geistlichen und weltlichen Chorgesang und für alle Schulstufen.

Ein Beispiel für Palmes Sammlungen ist sein Ritter-Album für die Orgel – eine Festgabe an den Magdeburger Domorganisten August Gottfried Ritter zu dessen 50-jährigem Amtsjubiläum am 1. Januar 1881. Diese Sammlung beinhaltet insgesamt 55 Orgelstücke, die in drei Teile gegliedert sind: Präludien, Durchgeführte Choräle und Fantasien, Postludien und Fugen. Darunter befindet sich mit Wie schön leucht’t uns der Morgenstern (Nr. 20) auch eine Eigenkomposition Palmes, ebenso eine Komposition seines Lehrers Gustav Rebling (Präludium und Fuge Nr. 38). Zentral ist Palmes dreibändige Sammelausgabe Der angehende Organist, welche u. a. Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Felix Mendelssohn Bartholdy und August Gottfried Ritter enthält.

Unter Palmes eigenen Kompositionen finden sich Sonaten, Transkriptionen und Choralvorspiele für Orgel sowie vokale Werke in Form von Liedern und Chorliteratur für gemischten und Männerchor.

Zu seinen wissenschaftlichen und musikpädagogischen Werken zählen unter anderem Handreichungen für den Klavierlehrer und Schüler, Unterrichtswerke und Anleitungen für die Anfangsschritte des Klavierunterrichts. Ebenso verfasste er eine Theoretisch-praktische Orgelschule und Das Orgelregistrieren im gottesdienstlichen Gebrauch, sowie bei sonstigen Orgelbegleitungen. Ein Hilfsbuch. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit der lokalen Orgelkultur in seinen Schriften Die Orgelwerke Magdeburgs einst und jetzt, nebst kurzen Mitteilungen über die Kirchen.

Klangbeispiel

Lobe den Herrn, meine Seele op. 64 (Rudolph Palme)

Ausschnitt eines Konzertes im Rahmen der Sächsischen Jugendsingewoche im Naumburger Land 2016 am 30. Juli in der Lutherkirche Bad Kösen

Noten zum Download

Choralvorspiel zu Morgenglanz der Ewigkeit für Orgel (von Rudolph Palme)

Trio über den Choral Wie schön leucht’t uns der Morgenstern (von Rudolph Palme)

(Choral zu finden in: Ritter-Album für die Orgel unter Nummer 20)

Ritter-Album für die Orgel (Herausgeber Rudolph Palme)

Literatur

Wolf Hobohm, Beiträge zur Musikgeschichte Magdeburgs im 19. Jahrhundert, Bd. 1, phil. Diss., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1982, S. 631–635.

Wolf Hobohm, Art. „Palme, Rudolph Franz Robert“, in: Magdeburger Biographisches Lexikon, http://www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1585.htm (abgerufen am 05. Mai 2017).

Joachim Steinbach, “Rudolph Palme und Gustav Rebling. Zwei vergessene Komponisten aus Barby (Elbe)”, in: Musikkultur in Sachsen-Anhalt seit dem 16. Jahrhundert (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, H. 42), Halle 2007, S. 246–254.

Links

Zeitungsartikel über den zufälligen Fund von Palmes Grabstein auf dem Magdeburger Südfriedhof (Thomas Linßner, Volksstimme)

Geistliche Chormusik der Romantik aus Sachsen Anhalt (Chorbuch, hrsg. von Joachim Steinbach; beim Klick auf das Chorbuch Notenbeispiele für Musik von Rudolph Palme, Gustav Rebling und Johann Joachim Wachsmann)

Materialien zum Download

Arbeitsblätter (PDF):

Rudolph Palme – Zusammenstellen von Sammlungen (Lösungsblatt mit weiterführenden Ideen und Anregungen für den Unterricht sowie die Word-Datei des Schüler-Arbeitsblattes für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Marius Beier 2017

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2017 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.