Komponist*innen

Fuchs, Christian Heinrich Leberecht (1791–1849)

* 18. Februar 1791 in Raguhn, † 14. März 1849 in Dessau

Wappen von Raguhn

Biografie

Seine Kindheit

Christian Heinrich Leberecht Fuchs wurde als Sohn des Turmwächters und Stadtmusikus Johann Christian Gottfried Fuchs und dessen Ehefrau Johanne Christiane Grunert am 18. Februar 1791 in Raguhn geboren. Bereits ab seinem siebenten Lebensjahr lernte der Knabe, das Horn zu spielen, und half seinem Vater bei Kirchenmusiken, Tanzveranstaltungen und Turmwachen. Mit ungefähr zehn Jahren erhielt er dann Unterricht beim Kammermusikus von Dessau, Wilhelm Fürchtegott Kopprasch (1773–1846). Kopprasch war ein angesehener virtuoser Hornist und Komponist, von dem der junge Heinrich viel lernen konnte.

Fuchs in Leipzig

Schon in jungen Jahren musste sich Heinrich Fuchs um seine Schwester und seine Mutter kümmern, da sein Vater recht früh verstorben war. Als Musiker fand er jedoch keine freie Stelle in Dessau. Daher zog Familie Fuchs 1808 nach Leipzig, wo Heinrich ab seinem 17. Lebensjahr das erste Waldhorn im Gewandhausorchester spielte. Fachkritiker lobten ihn hoch, denn er galt als herausragender Virtuose. Doch schon am 17.12.1812 sollte Heinrich Fuchs sein letztes Konzert in Leipzig spielen.

Die Befreiungskriege und vor allem die große Völkerschlacht gingen nicht spurlos an ihm vorbei. Das Gewandhaus wurde im Jahr 1813 als Lazarett genutzt, so dass folglich keine Auftritte mehr stattfinden konnten. Fuchs, der für seine Familie finanziell verantwortlich war, brauchte aber ein regelmäßiges Einkommen und bewarb sich bald als Stadtmusikus und Turmwächter. Auf seine Bewerbung erhielt er jedoch nie eine Reaktion. Daher beschloss er, einen Neuanfang zu starten.

Rückkehr nach Dessau

So zog er mit seiner Familie 1814 wieder zurück nach Dessau und wurde dort übergangsweise „Herzogl. Anhalt-Dessauisch. Hautboist“ (Arno Werner, zit. nach Weißmann, S. 157) im Signal-Hornisten-Corps, bis er 1819 eine Stelle als Kammermusikus erhielt. Schon ein Jahr später, mit 29 Jahren, wurde Fuchs erster Hornist der Dessauer Hofkapelle (vgl. auch die Musikkoffer-Artikel Anhaltische Philharmonie Dessau und Anhaltisches Theater Dessau).

Hoftheater um 1820

 

Wirken in der zweiten Dessauer Blütezeit

1821 lernte Fuchs den neuen Dessauer Hofkapellmeister Friedrich Schneider kennen. Beide wollten der Stadt einen kulturellen Aufschwung geben. Sie waren sehr engagiert und verstanden sich gut, so dass sie einander unterstützten. So erhielt Fuchs mehr Freiheiten und konnte sich als Virtuose besser entfalten. In den kommenden Jahren trat er außerdem häufiger als Solist auf – sowohl in Dessau als auch in anderen Städten, u. a. in Dresden, Hamburg und Zerbst.

Ab dem Jahr 1823 wirkte er außerdem in Abonnementkonzerten in Dessau und bei Musikfesten mit, die beispielsweise in Halle und Magdeburg stattfanden. Bis zu seinem Tod am 14. März 1849 bereicherte er auf seinem Instrument aktiv das Dessauer Musikleben und trat auch als Komponist in Erscheinung. In der Neuen Zeitschrift für Musik erschien zu seinem Ableben folgender Nachruf:

„Todesfälle. Nekrolog. Am 14ten März starb zu Dessau der Kammermus. Heinrich Fuchs, bekannt und berühmt als Virtuos auf dem Horn. In den Concerten vieler namhaften Städte (Leipzig, Dresden, Hamburg) wurde sein schönes Talent, das sich besonders in einer eigenthümlichen Weichheit des Tones, wie in einem künstlerischen Vortrag überhaupt zeigte, anerkannt. Er war geboren am 18ten Febr. 1791, und stand zweiunddreißig Jahre im herzogl. Dienste, worin er jedoch in den letzten vier Jahren nicht mehr als Hornist wirkte. In den Zeiten seiner Kraft gehörte er unbedingt mit zu den Zierden der Dessauer Kapelle, und war er auf seinem Instrumente (damals noch ohne Ventile) ein wahrhaft vollendeter Künstler. Wir dürfen hoffen, daß ein Jeder, der ihn als solchen gekannt hat, ihm auch im Geiste den ehrenden Lorbeer auf das Grab legen werde. – Für das Horn sind von seiner Composition vier Concertinos im Stich erschienen, Op. 4 und 5 bei Hofmeister in Leipzig, Op. 6 und 7 bei Schott in Mainz (noch zwei derartige Manuscripte befinden sich im Nachlaß), und außerdem ein Amusement für Flöte und Clavier, bei Breitkopf u. Härtel in Leipzig.
Dessau. Louis Kindscher.” (zit. n. Kindscher 1849, S.156)

Musikhistorische Bedeutung

Fuchs war ein hoch gelobter und gefragter Hornist seiner Zeit. Sein Name fand sogar in internationalen Lexika und Nachschlagewerken lobende Erwähnung. Stets wird er als hoch angesehen und herausragend beschrieben. Seine Popularität machte ihn zu einem Werbeträger für Dessau.

„Fuchs, Heinrich, vorzüglicher deutscher Hornvirtuose und fruchtbarer Componist für sein Instrument, geboren am 18. Febr. 1791 zu Dessau, war in seiner Vaterstadt als herzogl. Kammermusiker angestellt, als welcher er am 14. März 1849 starb.“ (Zit. n. Musikalisches Conversations-Lexikon 1874, S. 76)

Heinrich Fuchs war jedoch nicht nur ein hervorragender Musiker, er engagierte sich auch im Musikunterrichtswesen. So gab er Musikunterricht in der 1822 gegründeten „stötzerschen Lehr- und Erziehungsanstalt zu Dessau für Töchter auswärtiger Eltern aus den mittlern und höhern Ständen“ (Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Nr. 51, 21. Februar 1928, Sp. 523, zit. n. Weißmann 2010, S. 160 ). Außerdem unterrichtete er Horn- bzw. Klavierspiel im Dessauer Konservatorium, welches 1829 von Schneider gegründet worden war.

Des Weiteren arbeitete Fuchs zeitweise auch als Klavierstimmer, Notenhändler und komponierte eigene Werke. Durch sein hohes Engagement im kulturellen Bereich knüpfte er viele Kontakte und hatte dementsprechend selbst einen gewissen Einfluss auf das Dessauer Musikleben.

Werke

Fuchs komponierte vor allem in der Zeit ab 1820. Einige noch überlieferte Werke von ihm sind:

  • 4 Concertinos für Horn
  • Variationen für das Horn
  • ein Präludium
  • über 17 Märsche und andere Tänze

Noten

Concertino für Horn in E-Dur (Horn mit Klavierbegleitung)

Concertino für Horn Nr. 2 in F-Dur (Stimmenmaterial zum Download)

Literatur

Louis Kindscher, „Nekrolog“, in: Neue Zeitschrift für Musik, Dreißigster Band No 28, Leipzig, 5. April 1849, S. 156.

Musikalisches Conversations-Lexikon. Eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Für gebildete aller Stände, bearb. u. hrsg. von Hermann Mendel und August Reissmann, Bd. 4, Berlin 1874, S. 76.

Robert Weißmann, „Christian Heinrich Leberecht Fuchs (1791–1849) – Ein Wegbereiter der zweiten Blütezeit im Dessauer Musikleben?“, in: Bürgerliches Musizieren im mitteldeutschen Raum des 18. Jahrhunderts. Protokoll der wissenschaftlichen Tagung zur regionalen Musikgeschichte am 19. und 20. Mai in Quedlinburg (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, H. 53), Halle (Saale) 2010, S. 155–180.

Links

Hornisten in Leipzig

Personeneintrag in der Weber-Gesamtausgabe

Personeneintrag im Katalog der deutschen Nationalbibliothek

Nekrolog [Neue Zeitschrift fuer Musik 1849 Jg16 Bd30]

Konzertbericht (1808) [Allgemeine musikalische Zeitung ( 1809 )]

Materialien zum Download

Powerpoint-Präsentation:

Christian Heinrich Leberecht Fuchs (1791–1849)

Christian Heinrich Leberecht Fuchs (1791–1849) (PDF-Datei)

Arbeitsblatt (PDF):

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt)

Linda Klein 2019

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2018 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.