Instrumente

Beck, David (Orgelbauer)

*  um 1540/45 in Langenstein bei Halberstadt, †  um 1603 in Halberstadt

David Beck gilt als „einer der geschicktesten ›Orgelmacher‹ des 16. Jahrhunderts“ (P. Stöbe 1895/1896, zit. n. Aumüller 2021). Über sein Leben ist wenig bekannt. Er war nach neueren Erkenntnissen (vgl. Aumüller 2014 und 2021) wohl der Sohn von Hans und der Bruder von Esaias Beck, beide ebenfalls Orgelbauer, Letzterer in Halle (Saale). David Beck arbeitete vermutlich zunächst in der Werkstatt seines Bruders, bis er um 1570 seine eigene Werkstatt in Halberstadt in der Johannisparochie (Westendorf oder Vogtei) mit Braurecht einrichtete. Nach dem Tod des Bruders betreute er dessen Werkstatt in Halle mit und vollendete 1587/88 die von Esaias Beck begonnene Orgel in der halleschen Marktkirche. Seine Unterschrift, die von etwa 1575 bis um 1603 nachweisbar ist, war „Becke“. Nach seinem Tod übernahm Esaias Compenius, der ab 1603 die Gröninger Schlosskirchenorgel betreute, die Werkstatt von David Beck.

Die Straße „Westendorf“ in Halberstadt, in der David Beck möglicherweise seine Werkstatt betrieb, im Jahr 2008

 

Um 1590 heiratete Beck in zweiter Ehe eine Frau Budde aus Blankenburg, seine erste Ehefrau ist unbekannt. Seine Schüler waren wahrscheinlich Elias Winningstedt (übernahm ab 1603 die Pflege der Halberstädter Domorgel), Volkmar Wendt (vorher Mitarbeiter seines Bruders) sowie Heinrich und Esaias Compenius. Um 1590 begann eine enge Zusammenarbeit mit Michael Praetorius, der Kammerorganist beim postulierten Halberstädter Bischof Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg war.

In die Orgelgeschichte eingegangen ist David Beck durch den Bau der berühmten Gröninger Orgel für die Schlosskirche des Herzogs an dessen Residenz Schloss Gröningen. An der Konzeption dieser herausragenden Prunkorgel war vermutlich auch Michael Praetorius beteiligt. Das Instrument gilt als „Höhepunkt des mitteldeutschen Orgelbaus am Übergang von Spätrenaissance zum Frühbarock“ (Aumüller 2021). Insgesamt stellen Becks Orgeln einen „Meilenstein auf dem Weg zur norddeutschen Orgel“ dar (ebd.).

Der Prospekt der Gröninger Orgel von David Beck in der St. Martinikirche Halberstadt

Werke

David Beck baute vorwiegend größere Orgeln mit über 30 Registern und reich besetztem Pedal, so die Orgeln für den Halberstädter Dom (um 1590) und die Stadtkirche St. Stephani in Helmstedt (1583/84; wurde sicherlich auch von Michael Praetorius gespielt, der zeitweilig Theologie in Helmstedt studierte) sowie die ehemalige Orgel in der Halberstädter Martinikirche (1575–1585), die heute in Derenburg steht. Instrumente in St. Johannis in Wolfenbüttel (1593, ursprünglich in der Schlosskirche Hessen) sowie in St. Petri in Löbejün (1588–1591) werden ihm ebenfalls zugeschrieben. Von der Löbejüner Beck-Orgel sind nur noch die  kunstvollen und historisch bedeutsamen Orgelflügel erhalten.

Das „Meisterstück“ in Becks Schaffen, die Gröninger Schlossorgel, wurde 1596 mit einer in die Orgelgeschichte eingegangenen „Orgelprobe“ festlich eingeweiht, an der 53 (nach einigen Quellen 54) der bekanntesten Organisten der damaligen Zeit teilgenommen haben (s. Musikkoffer-Artikel zur Gröninger Orgel).

Von mehreren Orgeln David Becks sind noch die Prospekte erhalten, so in Helmstedt, Halberstadt (Hauptorgel aus Gröningen in der Martinikirche, auch einige Prospektpfeifen vorhanden), Derenburg und Wolfenbüttel. In Harsleben befindet sich das Rückpositiv der Gröninger Orgel, von dem nach neuen Forschungen (Christian Lutz, Orgelsachverständiger für den Denkmalschutz in Frankreich, vgl. Organum Gruningense Redivivum ca. 2008) noch alle 47 Prospektpfeifen im Original erhalten sind.

Schuke-Orgel von 1975 in der St.-Stephani-Kirche Helmstedt im Gehäuse von David Beck (1584)

 

„Mit Ausnahme der Gröninger Schloßkirchenorgel weisen die Prospekte von David Becks Instrumenten stets eine ähnliche Gliederung in fünf oder sieben flache Pfeifenfelder und sehr fantasievolle Schnitzereien in den Schleierbrettern auf.“ (Schröder 2008, S. 9) Becks Dispositionen zeichnen sich durch ein breites Spektrum „von charakteristischen Flötenstimmen (Gemshorn, Rohrflöte, Hohlflöte etc.), Flötaliquoten, Zungenregistern unterschiedlicher Bauart” sowie durch eine „differenzierte Prinzipalfamilie” aus (vgl. Aumüller, Hobohm, Schröder 2010).

Leider gibt es gegenwärtig kein authentisches akustisches Zeugnis vom klanglichen Farbenreichtum der Beck-Orgeln. Eine originalgetreue Rekonstruierung der Gröninger Orgel ist geplant.

(Erklärungen zu zahlreichen Fachbegriffen rund um die Orgel finden sich im Orgelglossar.)

Literatur

Jean-Charles Ablitzer, Christian Lutz u. a., Organum Gruningense Redivivum. Möge die berühmte Gröninger Orgel in Halberstadt wieder erstehen, o. O (Halberstadt/Belfort) und o. J. (2008), auch abrufbar unter: http://www.france-orgue.fr/disque/pdf/halberstadt_groningen_de.pdf.

Gerhard Aumüller, Herzog Heinrich Julius als Förderer der Halberstädter Orgelbauer David Beck und Esaias Compenius, in: Neuer Familienkundlicher Abend. Familienkundliche Arbeitsgemeinschaft im Förderkreis Gleimhaus e. V., Jahrgang 2014, Heft 23, S. 5–24, https://www.gleimhaus.de/fileadmin/user_upload/PDF/Publikationen/FamilienkundlicherAbend_23_72dpi.pdf, abgerufen am 10.03.2021.

Gerhard Aumüller, Art. „Beck, David“, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, 2016ff., veröffentlicht Februar 2021, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/393275, abgerufen am 08.03.2021.

Gerhard Aumüller, Wolf Hobohm, Dorothea Schröder, Harmonie des Klanglichen und der Erscheinungsform. Die Bedeutung der Orgelbauerfamilien Beck und Compenius für die mittel deutsche Orgelkunst der Zeit vor Heinrich Schütz, in: Schütz-Jahrbuch Bd. 32, Kassel 2010, https://journals.qucosa.de/sjb/article/view/910/876, abgerufen am 10.03.2021.

Dorothea Schröder, Orgeln und Orgelbau im Herzogtum Wolfenbüttel 1580–1650, ein Text von Dr. Dorothea Schröder zu einer Ausstellung des Kulturstadtvereins Wolfenbüttel e. V. in der St. Trinitatis-Kirche zu Wolfenbüttel, Herbst 2008, http://docplayer.org/15632455-Dieses-vielstimmige-liebliche-werck.html, abgerufen am 04.03.2021.

Links

Orgelschätze Halberstadt

Die Orgel-Vision von Halberstadt, Volksstimme.de vom 19.08.2019

SM 2021