Komponist*innen

Gläser, Carl Ludwig Traugott (1747–1797)

* 14. September 1747 in Ehrenfriedersdorf, † 31. Januar 1797 in Weißenfels

Biografie

Carl Ludwig Traugott Gläser wurde am 14. September 1747 in Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge geboren. Nach dem Besuch der Thomasschule in Leipzig studierte er Theologie an der Leipziger Universität und erhielt gleichzeitig weiter Unterricht beim Thomaskantor Johann Friedrich Doles. Von 1771 an war Gläser Musikdirektor der Stadt Weißenfels sowie Kantor an der Stadtkirche St. Marien und am herzoglichen Gymnasium illustre Augusteum. Nach dessen Auflösung 1794 wurde er Musiklehrer am neu gegründeten sächsischen Lehrerseminar in Weißenfels. Dafür erhielt er neben seiner kirchlichen Besoldung ein Jahresgehalt von 75 Talern. Gläser ist einer der ersten akademischen Musikpädagogen im deutschsprachigen Raum. Er starb allerdings schon drei Jahre später am 31. Januar 1797 in Weißenfels.

Marienkirche in Weißenfels

Musikhistorische Bedeutung

In die Musikgeschichte ging Gläser als Komponist des bekannten Studentenliedes Flamme empor ein, das zum deutschen Volksliedgut gehört. Gläser schrieb die Melodie 1791 auf einen Text von Carl Gottlob Cramer aus dessen Roman Hermann von Nordenschild. Unter dem Titel Feinde ringsum war das Lied bereits zu Lebzeiten Gläsers populär. Im Jahr 1814, zum ersten Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht, dichtete Johann Heinrich Christian Nonne auf Gläsers Melodie den Text von Flamme empor. Als eines der bekanntesten Studentenlieder des Vormärz brachte Flamme empor nach den verheerenden Napoleonischen Kriegen und inmitten einer Zeit der politischen Restauration „den Drang nach Freiheit und Einheit Deutschlands zum Ausdruck“ (Rucker 2010).

Das Lied findet sich in zahlreichen Liederbüchern besonders aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (s. Deutsches Lied) und gehörte zum bevorzugten Liedgut der Nationalsozialisten.

Werke

Ein einziges Werk von Carl Ludwig Traugott Gläser erschien 1791 im Druck: Kurze Clavierstücke zum Gebrauch beym Unterrichte, in Minuetts und Polonoisen aus allen Tönen mit einem Vorwort von J. F. Doles. In einer zeitgenössischen Rezension heißt es: „Ob nun gleich diese Tonstücke […] ziemlich schwer ausgefallen sind: so sind sie doch übrigens gar nicht schlecht, und verdienen allen Lehrenden und Lernenden empfohlen zu werden. Denn der angezeigten Mängel ungeachtet finden wir sie doch ungleich besser, als die Anfangsstücke, womit sich verschiedene Lehrer, besonders an kleinen Orten, gewöhnlich behelfen müssen.“ (Allgemeine Literatur-Zeitung 9 (1793), Bd. 4, Nr. 355, Sp. 620–622; zit. n. Rucker 2010, S. 121)

Daneben komponierte Gläser einzelne Kirchenkantaten zu den Festen des Kirchenjahres und führte alljährlich Kompositionen zu Ratswahlen in Weißenfels auf, darunter auch die einzige erhaltene Ratswahlkantate seines Lehrers Johann Friedrich Doles. Erhalten geblieben ist im Schlossmuseum Weißenfels die Osterkantate Frohlockend sollen die Frommen.

Literatur

Henrike Rucker, “Das Kontorat und die Musikpflege an der Weißenfelder Stadtkirche St. Marien zwischen 1746 und 1823”, in: Bürgerliches Musizieren im mitteldeutschen Raum des 18. Jahrhunderts (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts 53), hrsg. von Kathrin Eberl-Ruf, Carsten Lange, Annette Schneider, Halle (Saale) 2010, S. 117127.

Noten zum Download

Flamme empor

Minuetto for Piano 3-Hands von Carl Ludwig Traugott Gläser

Link

Flamme empor im Volklied-Archiv

Anregungen für den Unterricht

Das Lied Flamme empor ist ein Beispiel für den Missbrauch von Musik, speziell wortgebundener, in politischen Systemen. Warum könnte gerade dieses Lied zum bevorzugten Liedgut im Dritten Reich gehört haben? Zur Diskussion dieser Frage mit älteren Schülern können auch unten stehende Quellentexte (s. Materialien zum Download) herangezogen werden.

Materialien zum Download

Arbeitsblatt (PDF):

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Anregungen und Informationen für Lehrer*innen:

Das Lied “Flamme empor” im Musikunterricht der Oberstufe (mit Quellentexten)

SM 2017