Musikalische Bräuche

Weihnachtsrevue im Steintor-Varieté in Halle (Saale)

„Herr Fuchs, Felix und das Weihnachts-Elixier”, Plakat von 2023

 

Seit mehr als 30 Jahren erleben Herr Fuchs, Hund Lumpi, Ente Watschel, Rentier Rudi und seit 2016 auch Polarfuchs Felix aus Waumiauschnuffhausen Abenteuer in der Weihnachtszeit. Die sogenannten Fuchs-Revuen haben in der Stadt Halle eine sehr lange Tradition. Im Jahr 1992 gab es die erste Geschichte namens „Herr Fuchs auf Irrwegen“. Durch coronabedingte Ausfälle findet 2023 die 30. Fuchs-Revue statt. Doch die Revue-Tradition hat sogar einen viel früheren Ursprung. Die Weihnachtsrevue hat einen Vorgänger namens „Hoppel Poppel“, welcher von 1971 bis 1991 lief und somit den Grundstein für eine langjährige Tradition im Steintor-Varieté legte.

Die märchenhaften Geschichten werden seit 1994 von Hartmut Reszel, der seit 1988 musikalischer Leiter der Show ist, und Paul Bartsch geschrieben. Doch um jedes Jahr in der Weihnachtszeit eine neue Revue präsentieren zu können, benötigt es viel Vorbereitung. Die Idee muss bereits Mitte Januar stehen. Zudem sollten im Februar die ersten Lieder fertig sein, damit die Choreographen rechtzeitig mit den Proben der Kinder beginnen können. Das Buch zur Geschichte wird im März fertiggestellt und im April liegen bereits alle Musiken vor. Dies ermöglicht dem Team, über den Sommer Bühnenbilder zu entwerfen, Kostüme zu schneidern und die Lieder im Studio zu produzieren. Die szenischen Proben finden ab Oktober statt und münden kurz vor der Premiere, Ende November, in der Endprobenphase, in der täglich geprobt wird. Ab der Premiere läuft das Stück jährlich ca. 40 Mal. Aufgrund der langjährigen Tradition steigen die Zuschauerzahlen kontinuierlich. Die Weihnachtsrevue schafft es, Zuschauer aus ganz Deutschland anzulocken, was 2019 zur bisher höchsten Zuschauerzahl führte. In diesem Jahr ließen sich ca. 50 000 große und kleine Zuschauer von der humorvollen und mitreißenden Show weihnachtlich verzaubern.

„Herr Fuchs und der Weihnachtsdrache”, Plakat von 2019

 

Über die Jahre wurde das Stück zu einem Familienstück angepasst. Am Anfang standen die Kindervorstellungen im Vordergrund der Revue. Damals gab es ungefähr 30 Kindervorstellungen und 10 für Erwachsene. Inzwischen hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Mittlerweile gibt es 10 Kindervorstellungen, welche vormittags veranstaltet und vorrangig von Schulklassen besucht werden, und 30 Erwachsenenvorstellungen. Dabei sind die Geschichten für die verschiedenen Altersgruppen leicht angepasst. In den Kindervorstellungen werden Themenbereiche, die vorwiegend Erwachsene ansprechen, weggelassen und kindgerechtere Inhalte hervorgehoben.

Die Weihnachtsrevuen sind von einem roten Faden durchzogen. Die Geschichten bauen aufeinander auf, sind jedoch auch einzeln, ohne Hintergrundwissen, sehr gut zu verstehen. Zudem greifen die Stücke aktuelle Themen auf und versuchen, in Form der Unterhaltung Werte wie Freundschaft, Nächstenliebe oder das Thema des Andersseins zu vermitteln.

Die Fuchs-Revuen besitzen Musical-Elemente, sind aber gleichzeitig Mitmachshows. Dabei sind typische Bestandteile, die jährlich vom Publikum erwartet werden, der Monolog des Herrn Fuchs zu Beginn des Stücks sowie das sogenannte Mitmachlied. Bis vor Corona war auch eine Akrobaten-Nummer üblich. Dazu engagierte das Revue-Team professionelle Artisten, welche teilweise Absolventen der Hochschule für Artistik in Berlin waren. Aus ökonomischen Gründen ist dies seit Corona vorerst nicht möglich.

Herr Fuchs trägt in den Geschichten die Rolle des Antagonisten. Typischerweise streitet er sich mit den anderen Bewohnern Waumiauschnuffhausens, da er Jahr für Jahr versucht, das Beste für sich selbst zu erreichen. Zumeist misslingen seine Vorhaben, wie beispielsweise die Geschenke zu stehlen, da die anderen ihn im Verlauf des Märchens überlisten können.

Das Ensemble der Weihnachtsrevue auf der Bühne im Steintor-Varieté

 

Die Weihnachtsrevue wird jährlich von einem festen Ensemble gespielt, welches von ca. 300 Kindern unterstützt wird. Die Kinder werden in drei Gruppen geteilt, sodass jeweils ca. 100 Kinder pro Vorstellung auf der Bühne stehen. Diese Aufteilung ermöglicht es dem Team, mehrere Vorstellungen am Tag zu spielen, ohne die Kinder damit zu überlasten. Da das gesamte Team eine unglaubliche Leidenschaft für die Fuchs-Revuen ausweist, schafften sie es in den 30 Jahren, trotz kurzfristiger Krankheitsfälle oder anderer Schwierigkeiten keine einzige Vorstellung ausfallen zu lassen. Damit gelingt es der Revue, jedes Jahr ein Highlight für Jung und Alt zu sein und die Augen der Kinder zum Leuchten zu bringen.

Klangbeispiele

Zeit der Wünsche, Zeit der Wunder, Finale aus der Weihnachtsrevue 2019

Zeit der Wünsche, Zeit der Wunder, Playback

Die MP3-Dateien sowie der Text mit Akkordbezeichnungen sind unter „Materialien zum Download” zu finden.

„Herr Fuchs und das Weihnachts-Einhorn”, Plakat von 2018

Noten

Weihnacht ist das Fest aller Feste, Lied aus der Weihnachtsrevue 2018

Links

Website des Steintor-Varietés

Backstage im Märchenwald – Wer steckt hinter dem Erfolg?, von Katja Pausch, Mitteldeutsche Zeitung vom 16.12.2018

Materialien zum Download

Zeit der Wünsche, Zeit der Wunder, Finale aus der Weihnachtsrevue 2019 (MP3-Datei zum Download)

Zeit der Wünsche, Zeit der Wunder, Playback (MP3-Datei zum Download)

Zeit der Wünsche, Zeit der Wunder, Text mit Akkordbezeichnungen

Arbeitsblatt (PDF):

Weihnachtsrevue Kreuzworträtsel (Lösungsblatt für Lehrer*innen sowie die Word-Datei des Schüler-Arbeitsblattes auf dem Landesbildungsserver)

Bildergalerie

(Bilder zum Vergrößern anklicken; Plakate: © Conny Klar)

Karolin Theil 2023

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2023 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.