Komponist*innen

Altmann, Warnfried (* 1958)

* 15. Mai 1958 in Leipzig

Biografie

Warnfried Altmann, geboren 1958 in Leipzig und aufgewachsen in einem christlichen Haushalt in Magdeburg, studierte an der Musikhochschule in Dresden im Hauptfach Saxophon und schloss dieses Studium 1984 mit dem Staatsexamen ab. Zunächst arbeitete er sechs Jahre lang als Musiker in Big Bands, was er selbst einmal als „gute Schule“ bezeichnete. Außerdem spielt er seit Anfang der 1980er-Jahre in verschiedenen Kammermusik- und Jazzformationen und wirkt als Komponist. Hauptschaffensfeld ist für ihn aber die Improvisation, die ihn auch mit Künstlern anderer Bereiche wie Tanz, bildende Kunst und Literatur zusammengeführt hat.

Bereits 1983 erhielt er den Kompositionsauftrag für das Theaterschauspiel Equus an den Freien Kammerspielen Magdeburg, es folgten seitdem viele weitere. In der Folgezeit entstanden zudem Filmmusiken zu mehreren Kurzfilmen, wie z. B. Bleib doch, Giraffe (UA 1984) nach Wolfgang Borchert.

Im Jahr 1989 begann eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Organisten Hans-Günther Wauer, Domorganist zu Merseburg, aus der heraus die vielbeachtete CD „Keine Gewalt“ (improvisierte Musik für Orgel und Saxophon mit Hans-Günther Wauer) entstand, die 1993 erschien. 1991 wurde Altmanns Requiem für Roger in der Konzerthalle Magdeburg uraufgeführt. Im Jahr 1992 unternahm er eine Tournee mit Fine Kwiatkowski (Tanz) und Tänzern aus New York und wurde außerdem Mitglied im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes.

Warnfried Altmann war von 1990 bis 2010 Lehrbeauftragter für Improvisation am Institut für Musik der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität und hat seit 1990 die künstlerische Leitung der Reihe „Jazz in der Kammer“ (heute: „Jazz! Entdeckungen im Schauspielhaus“) in Magdeburg inne. 1995 erhielt er das Richard-Wagner-Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes Magdeburg e. V. Ein sechswöchiger Studienaufenthalt führte ihn im Jahr darauf nach Tansania/Ostafrika. 1998 wurde Altmann Präsident des Musikrates der Landeshauptstadt Magdeburg und 2001 Berater des Präsidiums des Landesmusikrates Sachsen-Anhalt.

Warnfried Altmann wurde 2004 vom Land Sachsen-Anhalt für einen Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom nominiert. Er lebt heute in Mecklenburg in einem Künstlerdorf, wo er u. a. auch Improvisationskurse abhält.

Warnfried Altmann improvisiert an der Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge 09.04.2017.

Musik

Vor aller kompositorischen Technik stehen für Warnfried Altmann beim Komponieren die Gedanken und Gefühle, die er damit ausdrücken möchte, die „Emotionalität“. Er selbst bezeichnet die Improvisation als „spontane Komposition“. Selten entstehen auch umgekehrt Kompositionen aus Improvisationen.

Altmanns musikalische Arbeit wurde in zahlreichen Radio- und TV-Aufnahmen und auf mehr als 20 CD-Produktionen dokumentiert. Eine intensive Konzerttätigkeit führt ihn jedes Jahr durch ganz Deutschland und das europäische Ausland. Er spielte u. a. mit Hans-Günther Wauer, Günter Baby Sommer, Hermann Naehring, Ramesh Shotham, Hans-Dieter Karras, Wilfried Staufenbiel, Willi Kellers, Christoph Winckel, Claus Bantzer, Xu Feng Xia, Albert Mangelsdorff, Anatoly Vapirov. Außerdem realisierte er Projekte mit Künstlern anderer Bereiche: u. a. Joachim-Ernst Berendt, Peter Rühmkorf, Friedrich Schorlemmer, Uwe Kolbe (Wort) sowie Fine Kwiatkowski und Inge Mißmahl (Tanz).

Trotz seiner Tätigkeit als Komponist bleibt Warnfried Altmann seiner eigentlichen Domäne, der kreativen Improvisation auf dem Saxophon, stets treu, beispielsweise bei Lesekonzerten und Ausstellungseröffnungen oder bei Improvisationskonzerten in Kirchen.

Besonders kirchliche Räume faszinieren den Künstler, „ist hier doch kein Konzert wie das andere. Der Raum spielt immer mit, weil jeder dieser großen Räume seine Eigenarten, seinen eigenen Klang hat. Den muss man vor einem Konzert herausfinden.“ (Zit. n. einem Flyer des Musikinformationszentrums Zeitgenössische Musik Sachsen-Anhalt, hrsg. von Kerstin Hansen 2009)

Ach wie flüchtig, ach wie nichtig: Trio-Improvisation/Choralbearbeitung für Gesang, Saxophon und Orgel, 23.11.2013 in der Kathedrale St. Sebastian, Magdeburg, Gesang: Wilfried Staufenbiel, Saxophon: Warnfried Altmann, Orgel: Matthias Mück

Werke

Warnfried Altmann komponierte zahlreiche Bühnen- und Filmmusiken, Kammermusik und Chorwerke. Seine Komposition Requiem für B. wurde 2009 in die Yad Vashem Library in Jerusalem aufgenommen.

Bei dem im Jahr 1998 uraufgeführten Chorwerk  Der blinde Sänger für gemischten Chor a cappella nach einem Gedicht von Friedrich Hölderlin  handelt es sich um eine „tiefe Meditation über die im Hölderlinschen Text offenbarten Gefühle, Erinnerungen und Gedanken eines erblindeten Musikers“ (Christian Hoffmann in: Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 3, s. u. Literatur).

Werkauswahl:

Kammermusik
Saxophon solo:
East Sound – West Sound, UA 3.10.1990
Volkstedter Begegnung, 1992
Keine Gewalt, 1993

Klangbeispiel

Der blinde Sänger für gemischten Chor a cappella, Neuer Magdeburger Kammerchor, Dirigent: Christian Hoffmann, zu finden auf der CD Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 3, hrsg. vom Musikalischen Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt 2011

 

Warnfried Altmann bei „Johansen. Der Talk“, Offener Kanal Magdeburg

Literatur

Musikalisches Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt / Musikinformationszentrum Zeitgenössische Musik / Kerstin Hansen (Hrsg.), Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 3, München 2011 (= Gedanken zur Musik. Eine Schriftenreihe zum Musikleben in Sachsen-Anhalt, Heft 6), S. 16–33.

Link

Weitere Informationen zum Künstler, u. a. auch eine ausführliche Diskografie, finden Sie auf Warnfried Altmanns Homepage http://www.warnfried-altmann.de./home.html

Materialien für den Unterricht

Das Musikinformationszentrum Zeitgenössische Musik im Musikalischen Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt  hat im Jahr 2011 die dritte von vier CDs mit Einspielungen der Musik zeitgenössischer Komponist*innen aus Sachsen-Anhalt herausgebracht. Ein ausführliches Begleitheft für den Unterricht beschäftigt sich u. a. mit Warnfried Altmann und bietet neben biografischen Informationen und einem Werkverzeichnis eine detaillierte Analyse von dessen Komposition Der blinde Sänger für gemischten Chor a cappella samt vollständiger Partitur für den Unterrichtsgebrauch. Auf einer zweiten CD werden die eingespielten Werke den Analyseschritten entsprechend in einzelne Tracks unterteilt, die sich auch im Notenbild wiederfinden. Alle CDs und Begleithefte werden Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt (nähere Informationen hier).

SM/Kerstin Hansen 2019