Musikleben

Theater Magdeburg

Das Theater Magdeburg in seiner heutigen Struktur entstand 2004 durch eine Fusion des Theaters der Landeshauptstadt mit den Freien Kammerspielen. Es ist ein Viersparten-Theater und hat für die Bereiche Musiktheater, Ballett, Konzert und Schauspiel jeweils ein eigenes Ensemble. Spielstätten sind das Opernhaus am Universitätsplatz und das Schauspielhaus in der Otto-von-Guericke-Straße. Am 1. August 2022 löste der gebürtige Schweizer Julien Chavaz die Britin Karen Stone als Generalintendant ab, Generalmusikdirektorin ist seit der Spielzeit 2019/20 die in Moskau geborene Anna Skryleva.

Das Opernhaus am Universitätsplatz in Magdeburg 2017

Geschichte

Das erste feste Theatergebäude in Magdeburg entstand bereits im Jahr 1794 auf Initiative einiger Magdeburger Kaufleute, die dazu eine Aktiengesellschaft gründeten. Sie konnten für den Bau den renommierten Dessauer Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf gewinnen, der auch das Wörlitzer Schloss und später das Dessauer Theater erbaute. Die Spielstätte im bzw. hinter dem ehemaligen Gasthof „Zu den Dreien Engeln“ (Breiter Weg 124, vgl. Eberlein/Hobohm 2010, S. 20) war auch die Arbeitsstätte Richard Wagners in seiner kurzen Zeit in Magdeburg von 1834 bis 1836. Seine frühe Oper Das Liebesverbot wurde in Magdeburg uraufgeführt. Bis zur  Eröffnung eines neuen Stadttheaters im Jahr 1876 fungierte das Haus als Magdeburger Nationaltheater. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Bauherr des neuen Stadttheaters war wieder eine Aktiengesellschaft. 1890 übernahm die Stadt sämtliche Anteile und wurde damit Eigentümerin des Gebäudes, das sie daraufhin verpachtete. Mit den Theaterdirektoren Adolf Varena und Arno Cabisius erhielt  die Theaterarbeit ab 1882 auch überregional Anerkennung und die große Oper gewann an Gewicht. Die Bühnentechnik hatte die Darmstädter Firma E. Schwerdtfeger erstellt, die auch das Bayreuther Festspielhaus ausstattete. So konnten in Magdeburg zunehmend Wagner-Opern bis hin zur Ring-Gesamtaufführung im Jahr 1894 mit eigenem Personal inszeniert werden (vgl. Krusche 1994, Bd. 1, S. 173).

Stadttheater in Magdeburg in den 1920er-Jahren

 

1920 wurden die Städtischen Bühnen Magdeburg gegründet, zu denen neben dem Stadttheater die gepachteten Spielstätten Viktoria-Theater und Wilhelm-Theater gehörten. Später wurde auch das 1907 eröffnete und zunächst stark konkurrierende Zentral-Theater angemietet, das aber 1932 aus finanziellen Gründen wieder aus den Städtischen Bühnen ausgegliedert werden musste.

Das Gebäude des Stadttheaters wurde nach der fast völligen Zerstörung 1945 im Jahr 1958 abgerissen. Aus dem Zentral-Theater wurde das heutige Opernhaus am Universitätsplatz. Eröffnet als  Varietétheater, war es ab 1922 ein reines Operettentheater. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es 1950 als Maxim-Gorki-Theater wiedereröffnet, fiel aber kurz nach der Wende 1990 einem Brandanschlag zum Opfer. Erst 1997 konnte es nach umfangreicher Renovierung als Theater der Landeshauptstadt den Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Maxim-Gorki-Theater, Mai 1990, kurz vor dem Brand

Repertoire

Mit einem leistungsfähigen Opernensemble, dem Orchester der Magdeburgischen Philharmonie, dem Opernchor sowie dem Ballett sind die Musiksparten des Theaters Magdeburg bestens ausgerüstet, um „von der großen Oper bis zum Sinfoniekonzert, von der Operette bis zum Musical, vom Literaturballett bis zum spartenübergreifenden Theaterabend, von der intelligenten Boulevardkomödie bis zur kleinen Opernform“ (https://www.theater-magdeburg.de/haus-infos/geschichte/) ein vielseitiges Programm auf die Bühne zu bringen. Gespielt werden Werke von der Barockoper – insbesondere den Opern Georg Philipp Telemanns während der Telemann-Festtage – über Klassik und Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen, beispielsweise von Hans Werner Henze, Marc Neikrug, Harrison Birtwistle und Philip Glass, z. T. auch als Uraufführungen oder deutsche Erstaufführungen (z. B. 2015 Der Prozess, Oper von Philip Glass nach Franz Kafka). Des Weiteren stehen „Ausgrabungen“ und selten gespielte Opern auf dem Spielplan. Gastspiele der Ensembles im In- und Ausland sowie CD-Aufnahmen (Überblick hier) runden das Angebot ab und sorgen für eine überregionale Resonanz.

“Der Freischütz” im Jahr 2011 im Theater Magdeburg, Regie: Aniara Amos

 

Besonders seit der Etablierung der spartenübergreifenden Sommertheater-Reihe „DomplatzOpenAir“ in der Spielzeit 2007/08 hat sich das Theater Magdeburg „seit einigen Jahren einen hervorragenden Ruf im Bereich des Musicals erworben“ (https://www.theater-magdeburg.de/haus-infos/sparten-bereiche/musiktheater/) und mit Musicals wie My fair Lady, Sunset Boulevard, Titanic, Evita, Die Schöne und das Biest, Les Misérables und The Rocky Horror Show im Opernhaus oder auf dem Domplatz „ein großes Publikum aus Nah und Fern“ angelockt.

Hinzu kommen Sonderveranstaltungen wie Operettengalas und Gastauftritte sowie kleinere Formate, beispielsweise im  „Café Rossini“ und im „Podium“. Das theaterpädagogische Angebot des „Jungen Theaters“ ist umfangreicht und umfasst Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche ab einem Jahr (https://www.theater-magdeburg.de/haus-infos/sparten-bereiche/junges-theater/). Für Schulklassen gibt es Vorbereitungs-Workshops, Führungen hinter die Kulissen sowie das Programm „Musik-Machen: Instrumentenkunde live“, bei dem Musiker*innen direkt in die Schulen kommen.

Die Magdeburgische Philharmonie, deren Geschichte bis auf das Jahr 1897 zurückgeht, bestreitet pro Spielzeit neben zahlreichen Musiktheaterpremieren und Wiederaufnahmen 10 Sinfoniekonzerte. Schwerpunkte im Repertoire waren bisher die Werke von Richard Wagner und Richard Strauss, der neben anderen renommierten Dirigenten das Orchester auch selbst musikalisch leitete.

Klangbeispiele

„Turandot“ von Giacomo Puccini, Trailer Theater Magdeburg, Spielzeit 2019/2020

Jesus Christ Superstar, Rockoper von Andrew Lloyd Webber, Trailer Theater Magdeburg, DomplatzOpenAir 2018

Literatur

Astrid Eberlein, Wolf Hobohm, Wie wird man ein Genie? Richard Wagner und Magdeburg, Oschersleben 2010.

Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, 2 Bde., Halle 1994/1995.

Links

Theater Magdeburg

222 Jahre Theater in Magdeburg (MAGDEBURG KOMPAKT, 30.08.2018)

Materialien zum Download

Arbeitsblatt (PDF):

Besuch im Musiktheater, Autorin:  Mareike Ratzeburg

SM 2021, letzte Aktualisierung August 2022