Musikleben

Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck

Mitteldeutsche Kammeerphilharmonie

 

Als offizielles Gründungsdatum der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie in ihrer heutigen Form gilt der 15. März 1948. Doch die Geschichte des in Schönebeck an der Elbe ansässigen selbsternannten „Hausorchesters des Salzlandkreises“ geht bis ins 19. Jahrhundert zurück und ist eng verknüpft mit der Kurmusik in Bad Salzelmen, dem ältesten Soleheilbad Deutschlands. Bereits im Sommer 1838 fanden dort Überlieferungen zufolge erste Kurparkkonzerte statt und es existierten mit Unterbrechungen verschiedene Kurorchester.

Von 1948 bis 1970 wurde die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie durch Musikdirektor Kurt Hennemann geprägt. Ein weiterer langjähriger Leiter war Günther Wendemuth (1970 bis 1990). Von 2013 bis 2019 fungierte der in Holland geborene Dirigent Gerard Oskamp als künstlerischer Leiter und Chefdirigent. Er wurde im September 2019 von Jan Michael Horstmann abgelöst.

Hauptspielstätten des Orchesters, das in ganz Sachsen-Anhalt auftritt, sind neben dem Dr.-Tolberg-Saal in Schönebeck/Bad Salzelmen das Salzlandtheater Staßfurt, das Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg und das Gesellschaftshaus Magdeburg. Die stilistische Bandbreite des Orchesters ist groß und deckt neben sämtlichen Genres und Epochen der klassischen Musik auch die Bereiche Jazz und Pop ab. Unter den jährlich mehr als hundert Veranstaltungen sind zahlreiche Konzerte für Kinder und Jugendliche. Die Kammerphilharmonie engagiert sich besonders für zeitgenössische Musik von regionalen Komponisten wie Klaus-Dieter Kopf, Jens Klimek, Thomas König, Dieter Nathow, Stojan Stojantschew und Stephan König (Uraufführung der Pulsar Variations im Jahr 2014).

Neben Anrechtskonzerten und Konzertreihen leistet die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie einen Beitrag zur Erschließung neuer Klangräume in verschiedenen Städten und Gemeinden Sachsen-Anhalts. Dies erfolgt im Rahmen des seit 1994 vom Land geförderte Musikfestes „Klänge im Raum“ mit Konzerten zu ausgewählten Themenschwerpunkten und an außergewöhnlichen Orten, z. B. in Scheunen und unter freiem Himmel wie in Gärten oder im „Ringheiligtum Pömmelte“. Außerdem veranstaltet das Orchester seit 1997 regelmäßig den „Schönebecker Operettensommer“, der sich als Operettenfestival des Landes Sachsen-Anhalt auf der Freilichtbühne am Bierer Berg etabliert hat. Aufgeführt wurden u. a. Madame Pompadour (2011), Die Zirkusprinzessin (2013), Im weißen Rössel (2015), Schwarzwalmädel (2017), Der Vogelhändler (2018) und Boccaccio (2019).

Das „Ringheiligtum Pömmelte“ (Kreisgrabenanlage), einer der Veranstaltungsorte des Musikfestes „Klänge im Raum“

 

Berühmte Solisten sind mit der Kammerphilharmonie aufgetreten, u. a. Igor Oistrach, Matthias Eisenberg, Nils Landgren und Dimitry Ashkenazy. Das Orchester nahm an Festivals im In- und Ausland teil (u. a. den „Händel-Festspielen Halle“, dem „Braunschweig Classix“ und dem „Festival de la Habana“) und wirkte bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Produktionen mit. Gastspielreisen führten die Musikerinnen und Musiker nicht nur in mehrere europäische Länder, sondern auch nach Südafrika und Kuba. Zurzeit (Stand August 2023) gehören dem Orchester nach eigenen Angaben 23 fest angestellte Musiker*innen aus 12 Nationen an (s. Website hier).

Eine Sonderausstellung im Salzlandmuseum in Schönebeck (24. Januar bis 3. März 2019) unter dem Titel „70 Jahre Feuer im Herzen” beschäftigte sich mit der Geschichte des Orchesters.

Klangbeispiele

Stephan König, pulsar variations – Konzert für Klavier und Kammerorchester op.203, Uraufführung 07.11.2014, Schönebeck Dr.-Tolberg-Saal (IMPULS-Auftragskomposition), Mitteldeutsche Kammerphilharmonie, Dirigent: Gerard Oskamp, Klavier: Stephan König

CD-Aufnahmen:

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hat im September 2017 eine CD mit drei Sinfonien und einem Flötenkonzert von Carl Christian Agthe im Herrnhuter Gemeindesaal in Gnadau eingespielt. Eine ausführliche Diskografie ist auf der Website des Orchesters zu finden.

Literatur

H. Henning, Ohne Seele wäre die Musik ein Irrtum. 60 Jahre Mitteldeutsche Kammerphilharmonie, in: Das Orchester 05/2011, S. 59.

Christine Klein, Art. „Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck”, in: Lexikon des Orchesters, hrsg. von Frank Heidlberger, Gesine Schröder und Christoph Wünsch (Hrsg.), unter Mitarbeit von Stefan Beyer. Mit einem Geleitwort von Kent Nagano, 2 Bde., Laaber-Verlag, Lilienthal (vormals Laaber) 2021, Bd. 1, S. 723–724.

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.), Kulturland Sachsen-Anhalt, 2., aktualisierte Nachaufl., Magdeburg 2011, S. 112–113.

Frank Sieweck, 60 Jahre Mitteldeutsche Kammerphilharmonie, Festschrift hrsg. von der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Schönebeck 2008.

Link

Website der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie

CK/SM 2017, letzte Aktualisierung August 2023