Musikleben

Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt

Das Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt vor der Tauberphilharmonie Weikersheim 2021

 

Zur Förderung der regionalen Musikkultur ist besonders die Unterstützung junger Talente von großer Bedeutung. Für junge Nachwuchsmusiker*innen bietet das Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt (kurz LJO) die Möglichkeit, frühzeitig Orchestererfahrungen auf einem musikalisch anspruchsvollen Niveau zu sammeln. Das Orchester soll dabei eine Ergänzung zum Ensembleunterricht an den örtlichen Musikschulen und eine Anschlussförderung an den Wettbewerb „Jugend musiziert“ bieten.

Die Jugendlichen treffen sich zweimal jährlich zu einer zehntägigen Arbeitsphase am Ende der sachsen-anhaltischen Sommer- bzw. Winterferien. Eine Arbeitsphase besteht dabei aus Register- sowie anschließenden Tuttiproben. Den Abschluss einer Arbeitsphase bilden Konzerte, in denen das erarbeitete Programm präsentiert wird. 2020 löste Michael Wendeberg den langjährigen Leiter Prof. Heribert Beissel ab, der bis zu seinem Tod im Juni 2021 Ehrendirigent des Orchesters war. Wendeberg wird bei seiner Arbeit mit dem LJO  von Tutoren verschiedener Profiorchester Sachsen-Anhalts, beispielsweise der Staatskapelle Halle, der Anhaltischen Philharmonie Dessau oder der Magdeburgischen Philharmonie unterstützt.

Das LJO unter Michael Wendeberg (Sommer 2022, Händel-Halle in Halle (Saale))

Mitgliedschaft

In der Regel sind die Jugendlichen für ca. drei Jahre (also sechs Arbeitsphasen) Mitglied des Orchesters. Im Vorfeld haben sie für die Aufnahme in das Orchester ein Probespiel absolviert oder erhielten als 1. Preisträger*innen des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ eine Einladung zur Mitwirkung im Orchester. Eine Aufnahme ins LJO ist frühestens mit 13 Jahren möglich, das Höchstalter liegt bei 23 Jahren.

Aktuell (Stand Februar 2023) zählt das Orchester etwa 70 Mitglieder, von denen jedoch nicht immer alle bei jedem Projekt mitwirken. Das aktuelle Durchschnittsalter liegt bei ca. 17 Jahren. Viele ehemalige Orchestermitglieder sind inzwischen in deutschen Berufsorchestern heimisch geworden und unterstützen das LJO als Dozent*innen.

Als Solist*innen lädt sich das LJO renommierte Künstler ein, bietet aber auch immer wieder besonders begabten Musiker*innen der eigenen Reihen die Gelegenheit, mit großem Orchester solistisch aufzutreten.

Konzert 2017 in der Musikhalle in Hamburg

Entwicklung und Höhepunkte

Das Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt wurde 1992 in Halle (Saale) auf Initiative von Generalmusikdirektor Prof. Heribert Beissel, der seit 1991 Chefdirigent der Halleschen Philharmonie war, vom Landesmusikrat Sachsen-Anhalt im Auftrag des Kultusministeriums gegründet. Im Sommer folgte, noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das Auftaktprojekt mit der Militärsinfonie von Joseph Haydn. Schließlich begannen die ersten Probespiele im Herbst des Jahres, nach denen das Orchester 47 Mitglieder zählte. Das erste öffentliche Konzert des LJO fand im Februar 1993 im Neuen Theater in Halle (Saale) statt.

Seitdem war das Orchester zu Gast bei diversen Musikfesten, wie dem Jugendmusikfest Sachsen-Anhalt, dem Kultursommer Nordhessen, dem Quedlinburger Musiksommer, dem Bonner Sommer und den Weißenfelser Schlossfestspielen. 1997 und 2001 war das Orchester im Rahmen einer Kooperation mit der Chorgemeinschaft des Landstraßer Bundesrealgymnasiums in Wien zu Besuch.

Bei der Probe im Wiener Musikverein 1997

 

Im Jahr 2003 spielte das Orchester den Soundtrack für den Animationsfilm „Globi und die gestohlenen Schatten” ein und übernahm die musikalische Umrahmung des zentralen Festaktes der Bundesregierung zum Tag der Deutschen Einheit, welcher vom ZDF live übertragen wurde. Zweimal (2005 und 2011) durfte das Ensemble musikalische Beiträge in die Weihnachtsfeier des Bundespräsidenten, die ebenfalls vom ZDF übertragen wurde, einbringen. Einen weiteren musikalischen Höhepunkt stellte für das LJO 2006 eine Gastspielreise ins französische Orléans dar. Inzwischen hat das Orchester fünf CD-Produktionen veröffentlicht, deren Auflagen jedoch vollständig vergriffen sind.

Kennzeichen der musikalischen Arbeit des Orchesters war immer die stilistische Ausgewogenheit. Während der Mitgliedschaft sollen die Jugendlichen die Möglichkeit haben, alle Gattungen der Musik einmal gespielt zu haben: von der Oper über Sinfonie und Solokonzert bis hin zur Neuen Musik. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf romantischen Sinfonien.

Das LJO mit Solist Alexandre Castro-Balbi im Nordharzer Städtebundtheater Quedlinburg, 11. Februar 2023

Klangbeispiele

Live-Mitschnitt vom 10.08.2009 in der Händel Halle in Halle (Saale):

Max Bruch, 1. Violinkonzert g-Moll op. 26, Violine: Kathy Kang

1. Satz: Allegro moderato

2. Satz: Adagio

3. Satz: Finale – Allegro energico

 

Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 1 D-Dur „Der Titan“

1. Satz: Langsam. Schleppend. Wie ein Naturlaut – Im Anfang sehr gemächlich

2. Satz: Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell

3. Satz: Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen

4. Satz: Stürmisch bewegt

Links

Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt (Website des Landesmusikrates Sachsen-Anhalt)

Das Jugendorchester Sachsen-Anhalt spielt auf: So klingt das Land (von Kai Agthe, Mitteldeutsche Zeitung, 07.02.2023)

Bildergalerie

Fotos: © Falk Wenzel, Sommer 2022

Materialien zum Download

Powerpoint-Präsentation:

Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt, Autorin: Anna Sobbe

Landesjugendorchester Sachsen-Anhalt (PDF-Datei)

Anna Sobbe 2019, letzte Aktualisierung Februar 2023

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2018 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.