Musikleben

Rühlmannorgel-Festival

Firmenschild der Rühlmann-Orgel in der Kirche St. Johannes in Beesenstedt, Saalekreis

 

Das von dem international renommierten Organisten, Kantor und Harmoniumspieler Matthias Müller 2006 ins Leben gerufene Rühlmannorgel-Festival ist das größte Orgelfestival Mitteldeutschlands und umfasste 2020 bei seiner 15. Ausgabe 32 Konzerte im mitteldeutschen Raum, darunter ein Großteil in Sachsen-Anhalt.

Hier liegt auch die Wiege der Orgelbauanstalt Rühlmann, die im Jahr 1842 von Friedrich Wilhelm Rühlmann (1812–1878) im kleinen Städtchen Zörbig im heutigen Landkreis Anhalt-Bitterfeld gegründet worden war. In vier Generationen baute die Orgelbauerdynastie Rühlmann über 450 Instrumente. Unter Friedrich Wilhelms Sohn, dem Orgelbauer Wilhelm Rühlmann sen. (1842–1922), entwickelte sich der Betrieb bis ins 20. Jahrhundert hinein zu einer der führenden Orgelbauwerkstätten Mitteldeutschlands. Besonders herausragend ist die große dreimanualige Orgel in der St.-Agnus-Kirche in Köthen.

Matthias Müller beim Rühlmannorgel-Festival in Thale

 

Matthias Müller war im ostfriesischen Horsten langjähriger Nachbar von Albrecht Rühlmann, dem letzten Nachfahren der Rühlmann-Dynastie, der selbst gelernter Orgelbauer war. Aus der Nachbarschaft mit den Rühlmanns wurde Freundschaft und nach dem Tod Albrecht Rühlmanns im Jahr 2015 ging dessen Nachlass inkl. der originalen Werkzeuge an Müller und seine Harmonium- und Orgelreparaturwerkstatt „Calcant“ über. Albrecht Rühlmanns Witwe verstarb im Juni 2021 in Emden in Ostfriesland.

Das Rühlmannorgel-Festival ist aus dem Wunsch der Rühlmanns entstanden, ihre alte Heimat noch einmal wiederzusehen. Um ihnen aus diesem Anlass einige der von der Familienwerkstatt gefertigten Instrumente vorführen zu können, organisierte Müller 2006 mit den entsprechenden Kirchengemeinden in Mitteldeutschland mehrere Konzerte, die sich aufgrund des regen Interesses schon im ersten Jahr zu einem Festival ausweiteten.

Anliegen und Markenzeichen des Rühlmannorgel-Festivals waren von Anfang an eine enge Anbindung an Publikum und Gemeinden, Finanzierung auf Spendenbasis bei freiem Eintritt, ein vom „Mainstream“ der Orgelliteratur abweichendes Repertoire sowie Integration auch kleiner Dorforgeln, die im Schaffen der Rühlmanns einen großen Anteil hatten (teilnehmende Orte 2021 hier; s. auch die Musikkoffer-Artikel zu den Rühlmann-Orgeln in Zörbig, Ostrau, Löbejün und Nauendorf). Selbst für defekte oder unspielbare Rühlmann-Orgeln wurde und wird insofern Aufmerksamkeit geweckt, als im Rahmen eines Konzertes auf einem anderen Instrument, beispielsweise einem Harmonium, der Fokus auf eine mögliche Restaurierung gelegt werden kann.

Neben Matthias Müller selbst konzertieren namhafte  Künstler im Rahmen des Festivals, wie z. B. die Organisten Jaroslav Tuma aus Prag, Jan van Mol aus Antwerpen und Jesus Sampedro aus Malaga sowie Pedro Cuadrado, Tenor aus Sevilla, oder die Sopranistin Cristel de Meulder aus Antwerpen. Nicht selten werden die in lockerer Atmosphäre stattfindenden Konzerte „umrankt“ von Gemeindefesten mit geselligem Beisammensein bei Kaffee und Kuchen oder Gegrilltem.

Das 18. Rühlmannorgel-Festival findet vom 2. September bis 31. Oktober 2023 statt (s. http://www.rühlmannorgel.de/).

Rühlmannorgel-Festival 2018 in Obschütz mit dem Chor „Tomas Luis de Victoria” aus Salamanca

Klangbeispiel

7. Internationales Rühlmannorgel-Festival 2013, Konzert in Atzendorf, Abschiedslied: Kindchen, was schläfst du so lieb (von Lodewijk Mortelmans), Christel De Meulder, Matthias Müller

Links

Website des Rühlmannorgel-Festivals

Internationales Rühlmannorgel-Festival in der Zörbiger Kirche, WochenSpiegel/Super Sonntag 13.10.2019

SM 2021