Komponist*innen

Hausmann, Valentin (um 1560–1611/13)

* um 1560 Gerbstedt bei Eisleben, † um 1611–1613

Biografie

Valentin Hausmann, auch Haußmann oder Haussmannus, war Komponist, Verleger, Musiker und Dichter. Er entstammte einer Musikerfamilie, die um 1500 aus Nürnberg in das Mansfelder Land übergesiedelt war. Über seine Jugend ist nicht viel bekannt. Er besuchte die Schule in Quedlinburg und Wernigerode (um 1570–1580) und das Gymnasium poeticum in Regensburg (um 1585–1590). Nach seiner Schulzeit arbeitete er zunächst als Präzeptor (Hauslehrer) bei einem Herrn in Steyr.

Auffallend sind die vielen Reisen, die er zeitlebens unternahm. Die ersten Ziele waren Süddeutschland und Österreich, wobei er in Nürnberg eine innige Freundschaft mit Paul Kaufmann, seinem späteren Hauptverleger, schloss. Während dieser Reisen sammelte Hausmann unzählige Kompositionen, die er später verlegte. Trotz der vielen Reisen blieb sein Wohnsitz über die Jahre in Gerbstedt, wo er als Organist und Ratsherr angestellt war. Über die Dauer dieser Anstellung kann nur spekuliert werden. Es ist aber anzunehmen, dass er sie nur kurz innehatte. Verbürgt ist allerdings, dass Hausmann von 1595 bis 1598 Daniel Friderici (Kantor und Kapellmeister) unterrichtete. Es folgten weitere Reisen nach Preußen, Nordpolen und Norddeutschland. Seine letzten Drucke erschienen 1610. Danach enden seine biografischen Nachweise. Das Todesjahr von Hausmann lässt sich nicht eindeutig bestimmen, ebenso wenig wie der Ort seiner Beisetzung. Es wird aber angenommen, dass er in Gerbstedt begraben wurde. Unter den Nachkommen sind ebenfalls zahlreiche Musiker, darunter Valentin Bartholomäus Hausmann, der in Schafstädt als Organist tätig war.

Titelblatt: “Rest von polnischen und anderen Täntzen”

Musikhistorische Bedeutung

Valentin Hausmann ist vor allem durch seine publizistische Tätigkeit von Bedeutung. Durch die Liedersammlungen, die er verlegte, verbreitete er den italienischen Kanzonettenstil in Deutschland. Hierbei versah er die italienischen Vorlagen mit deutschen Texten, die er selbst dichtete. Mit seinen Pavanen, Galliarden, Intraden und Instrumentalfugen gilt Hausmann als einer der ersten Komponisten selbstständiger Instrumentalmusik. In seinen Instrumentaltänzen finden sich darüber hinaus auch Stilelemente polnischer Volksmusik. Des Weiteren komponierte Hausmann Kirchenmusik (z. B. zwei achtstimmige Messen) und Gelegenheitswerke (u. a. Hochzeits- und Lobgesänge).

Hausmanns weltliche Werke waren zu seiner Zeit äußerst populär, was zahlreiche Nachauflagen und Abschriften belegen. Insbesondere die weltlichen Lieder sowie Tänze nach deutscher und polnischer Art erlangten eine hohe Popularität. Einfluss auf seine Kompositionen hatte vor allem die englische, polnische und italienische Musik.

Hausmanns Werke werden auch in der heutigen Zeit rezipiert. Unter anderem hat sich das Valentin Haußmann Ensemble der Musikschule Muldental den Kompositionen Hausmanns gewidmet. In Hausmanns Geburtsort Gerbstedt gibt es eine Valentin-Hausmann-Straße.

Werke (Auswahl)

Fuga Prima in Neue Artige und Liebliche Tänze (1602), Noten zum Download hier (Petrucci Music Library)

Rest von polnischen und anderen Täntzen (1603), Noten zum Download (91 Sätze!) hier (Petrucci Music Library)

Einige von Hausmanns Tänzen fanden im 18. Jahrhundert in textierter Form Eingang in das Notenbuch der Marie Wankelin, 1763, Hettstedt, eine nur noch teilweise erhaltene Sammlung bergmännischen und volkstümlichen Lied- und Musiziergutes im Mansfelder Land (s. Mansfelder Bergmannslied).

Klangbeispiele

Valentin Hausmann: Fuga à 4 (Ensemble chordae freybergenses)

Allemande – Valentin Hausmann, 1606 (Schembart Gesellschaft Nürnberg)

Literatur

Klaus-Peter Koch, Art. „Haußmann, Valentin“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 2., neubearbeitete Ausgabe, hrsg. von Ludwig Finscher, Personenteil, Bd. 8, Kassel u. a. 2002, Sp. 884–887.

Martin Ruhnke, Art. “Haußmann, Valentin”, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 132, Online-Version: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119469049.html.

Links

Valentin Haußmann Ensemble

Vervollständigung einer Notenausgabe von Valentin Haußmann (Blog der Universitätsbibliothek Kassel)

Frühbarocke Hits: Fehlendes Stimmbuch von 1603 aufgetaucht (Hessische Niedersächsische Allgemeine)

Valentin-Hausmann-Straße in Gerbstedt

Materialien zum Download

Arbeitsblatt (PDF):

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Benjamin Fischer 2017

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2017 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.