Komponist*innen

Schumann, Clara, geb. Wieck (1819–1896)

* 13. Sept. 1819 in Leipzig, †  20. Mai 1896 in Frankfurt a. M.

Clara Wieck 1838, Lithographie von Andreas Staub

Biografie

Clara Wieck wurde am 13. September 1819 in Leipzig als Tochter des Klavierpädagogen Friedrich Wieck und der Pianistin Marianne Wieck, geb. Tromlitz, geboren. Schon früh erhielt sie eine umfassende musikalische Ausbildung, unter anderem wurde sie in Klaviertechnik, Violine, Gesang, Kontrapunkt und Gehörbildung sowie in Französisch und Englisch unterrichtet. Ihr Vater übernahm selbst ihre Klavierausbildung mit dem Ziel, eine Virtuosin hervorzubringen. 1828 hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt im Gewandhaus Leipzig und ihre erste große Konzertreise brachte sie 1831/32 bis nach Paris. Mit 18 Jahren erhielt sie für ihre Aufführung der Beethovensonate op. 57, Appassionata, in Wien den Titel „kaiserlich königliche Kammervirtuosin“. Zwischen 1834 und 1844 gab Clara vier Konzerte in Halle (Saale) und führte unter anderem auch ein eigenes Werk auf.

1840 heiratete Clara den Komponisten Robert Schumann, mit dem sie insgesamt acht Kinder hatte. Neben ihrer Mutterrolle gab sie zunächst hauptsächlich Privatkonzerte und unterstützte Robert bei dessen Kompositionen und Proben. 1850 zog die Familie Schumann nach Düsseldorf. Ab diesem Zeitpunkt hatte Clara ihren eigenen Musikraum zur Verfügung und arbeitete wieder intensiver an ihrem Klavierspiel. Nach dem Tod von Robert 1856 konzentrierte sie sich besonders auf ihre eigene Karriere, sodass sie eine finanzielle Unabhängigkeit erreichte. Bis 1891 spielte sie unzählige Konzerte in Deutschland, England, Holland, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Ungarn und Russland. Zudem wurde sie 1878 zur Dozentin am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt ernannt. Claras Klavierspiel wurde besonders gelobt für die rhythmische Präzision, die Genauigkeit der Interpretation, die facettenreiche Anschlagskultur und das anspruchsvolle Repertoire. Zudem war sie bekannt für ihre eigenen Kompositionen, vor allem für das Klavier.

„Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Teil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme.”  (Clara Schumann an Johannes Brahms, Brief vom 15. Oktober 1868, zit. n. Klassen 2008)

Gedenktafel am Geburtshaus von Clara Schumann in Leipzig

Musikhistorische Bedeutung

Clara Schumann war zeitlebens besonders für ihre Karriere als virtuose Pianistin bekannt. Ihre zahlreichen Konzerte und Tourneen verhalfen ihr zu einer weitreichenden Popularität und Anerkennung. Dass sie es schaffte, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und ihre Rolle als Musikerin und Mutter zu vereinbaren, hebt sie von anderen Künstlerinnen ihrer Zeit ab. Seit den 1960er-Jahren wird auch in der Musikwissenschaft vermehrt über ihr Wirken, ihre Kompositionen und ihre Beziehung zu Robert Schumann und Johannes Brahms geforscht. Clara gab insgesamt vier Konzerte in Halle (Saale). Das erste fand im Winter 1834/35 im Rahmen einer norddeutschen Konzerttournee statt. Am 24. Juli 1835 spielte Clara ein Konzert in Halle mit Werken von Pixis, Schubert, Beethoven, Chopin, Reissiger und Herz. Wenige Tage später, am 28. Juli 1835, führte sie unter anderem Mendelssohn, zwei Chopin-Etüden und ihr eigenes Impromptu Le Sabbat op. 5/1 für Klavier (siehe Klangbeispiel) auf. Ihr viertes Konzert in Halle fand am 2. Dezember 1844 statt, bei welchem sie Robert Schumanns Quintett op. 44, eine Chopin-Polonaise, die Waldstein-Sonate von Beethoven und zwei Lieder ohne Worte von Mendelssohn spielte. Die Konzerte wurden im Saal des „Gasthofes zum Kronprinzen“ veranstaltet, welcher später lange ein Ärztehaus war und inzwischen zur Renovierung leer steht.

Ankündigung eines Konzertes von Clara Wieck, veröffentlicht im “Hallischen patriotischen Wochenblatt” vom 28.07.1835, S. 952

 

Insgesamt war Clara als Pianistin auf dem Territorium des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt zwar nur wenig präsent, dennoch lassen sich neueren Forschungen zufolge, insbesondere in Auswertung von Tagebucheintragungen und Briefen u. a., einige weitere Konzerte nachweisen (Quelle: https://www.schumann-portal.de/Konzertliste.html):

  • Jan./Febr. 1834: Konzert in Magdeburg
  • Winter 1834/35: Konzerte in Halle, Magdeburg und Schönebeck (Konzerttournee nach Norddeutschland)
  • Sept. 1836: Konzert in Naumburg
  • Frühjahr 1865: Konzert in Naumburg
  • Dez. 1867: Konzert in Köthen

Darüber hinaus passierte Clara auf einigen Reisen verschiedene Orte unseres Bundeslandes (Quelle: https://www.schumann-portal.de/itinerar-4214.html):

  • Febr.-April 1842: Konzertreise gemeinsam mit Robert Schumann nach Norddeutschland (u. a. über Magdeburg und Halberstadt)
  • September 1844: Erholungsreise gemeinsam mit Robert in den Harz (über Köthen, Bernburg, Aschersleben, Ballenstedt, Quedlinburg, über Meisdorf zum Schloss Falkenstein, Wanderungen bis Stubenberg, über Gernrode Wanderung nach Thale bis  Blankenburg und zum Brocken, Ilsenburg, Wernigerode, Wanderung im Ilsental, über Plessenburg, Ottoburg nach Ilsenstein, Neustadt, über Harzburg, Wolfenbüttel, Halberstadt und Magdeburg zurück nach Leipzig
  • Juli/Aug. 1845: Reise mit Robert zum Beethovenfest nach Bonn, führte u. a. über Weißenfels (musste bedingt durch Roberts Schwindel- und Angstanfälle abgebrochen werden)
  • Juli 1846: Reise mit Robert durch Magdeburg auf dem Weg zu einer Kur auf Norderney
  • Sept. 1850: Umzug nach Düsseldorf über Leipzig, Magdeburg, Braunschweig, Hannover, Minden u. a.

Werke

Claras kompositorisches Werk beinhaltet hauptsächlich Klavierwerke. Dazu zählen u. a. viele Präludien, Romanzen, Impromptus, Variationen, zwei Klavierkonzerte und ein Klaviertrio. Zudem komponierte sie zahlreiche Lieder und Liederzyklen. Besonders bekannt geblieben sind ihr erstes Klavierkonzert in a-Moll op. 7, welches sie Louis Spohr widmete, und ihre Romanzen op. 21, welche sie Johannes Brahms zueignete. Das einzige Werk, das Robert und sie gemeinsam veröffentlichten, sind die Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückert’s „Liebesfrühling“ für Gesang und Pianoforte op. 12.

Titelblatt der Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückert’s „Liebesfrühling“ für Gesang und Pianoforte op. 12 von Robert und Clara Schumann, Breitkopf und Härtel (ca. 1840–1843)

Klangbeispiele

Clara Schumann: Er ist gekommen aus Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückert’s „Liebesfrühling“ für Gesang und Pianoforte

Impromptu: Le Sabbat aus Quatre pièces caractéristiques pour le pianoforte, Susanne Grützmann, Klavier

Aus: Drei Präludien und Fugen für Klavier op. 16, II. Präludium in B-Dur (Realisierung für 2 Harfen: Babett Niclas), Aufzeichnung vom Sonntag, den 4. Juli 2021, im Rahmen des 10. Musikfestes UNERHÖRTES MITTELDEUTSCHLAND im KulturGut Ermlitz (02:12–05:55)

Clara Schumann: Klavierkonzert in a-Moll op. 7 mit Ragna Schirmer, Klavier; Staatskapelle Halle, Dirigentin: Ariane Matiakh

Noten

Zahlreiche Werke von Clara Schumann finden sich hier zum kostenlosen Download in der Petrucci Music Library/IMSLP, u. a . das Impromptu Le Sabbat, das sie beim Konzert in Halle am 28. Juli 1835 spielte.

Impromptu: Le Sabbat, 1. Seite

Literatur

Konstanze Musketa, Christiane Barth, Musikstadt Halle. Führer durch die Ausstellung im Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus Halle, Stiftung Händel-Haus 2012.

Janina Klassen, Art. „Schumann, Clara (Josefine), in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., zuerst veröffentlicht 2006, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/article?id=mgg11747&v=1.0&rs=id-fdecf6dc-edec-1424-699e-3c6a97e7e325.

Janina Klassen, Artikel „Clara Schumann“, in: Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 08.12.2008. URL: https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000752 (abgerufen am: 16.9.2020).

Schumann-Netzwerk: Schumann-Portal, Bonn, URL: https://www.schumann-portal.de.

Links

Clara Schumann, Ragna Schirmer und Puppen von Claus Fischer, Deutschlandfunk 05.03.2018

Schumannhaus in Leipzig

Kein Stillstand in der „Tripperburg“. So läuft der Umbau der „Poli“ Mitte zum Wohnhaus (MZ-Artikel vom 04.02.2020)

Anregungen für den Unterricht

Film: „Geliebte Clara“ (Unterrichtsmaterialien hier)

Besuch des Schumannhauses in Leipzig

Clara Schumann als Thema im Musikunterricht (Deutscher Bildungsserver)

Materialien zum Download

Arbeitsblätter (PDF):

Arbeitsblatt Clara Schumann (Aufgaben zum Film „Geliebte Clara“; Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Powerpoint-Präsentation:

Der klassisch-romantische Instrumentalzyklus. Die Idee des Zyklischen in Symphonie, Sonate und Konzert am Beispiel des Klavierkonzerts a-Moll op. 7 von Clara Schumann , Autoren: Jonas Finn König und Noah Madlung

Der klassisch-romantische Instrumentalzyklus. Die Idee des Zyklischen in Symphonie, Sonate und Konzert am Beispiel des Klavierkonzerts a-Moll op. 7 von Clara Schumann (PDF-Datei)

Annika Sophie Nickel 2020, letzte Aktualisierung Oktober 2022

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2020 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.