Komponist*innen

Pohle, David (1624–1695)

* 1624 in Marienberg, † 20. Dezember 1695 in Merseburg

Biografie

David Pohle, auch Pohl, Pohlen, Pole, Pol oder Bohle, wurde 1624 in Marienberg im Erzgebirge geboren und war ein deutscher Komponist und Musiker. Er stammte aus einer Familie von Stadtpfeifern und genoss seine Ausbildung bei Heinrich Schütz in Dresden. Vermutlich war er zu dieser Zeit Kapellknabe in der Dresdner Hofkapelle. Bis 1650 wirkte er in Dresden als Instrumentalist, sammelte jedoch auch an anderen Höfen Erfahrung. So zog es ihn und seinen Bruder Samuel Pohle 1648 in die Kapelle von Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg, wo er einige Zeitlang Mitglied war. Zwischen 1650 und 1652 ist er in Kassel dokumentiert, wohin ihn Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel holte. Pohle wurde schließlich 1660 als “Fürstlich Magdeburgischer Concertmeister“ nach Halle gerufen und wurde alsbald “Fürstlicher Capellmeister” am Hofe von Herzog August von Sachsen, der als Administrator des Erzbistums Magdeburg in Halle residierte. Bis dahin hatte die hallesche Hofkapelle unter Leitung von Philipp Stolle gestanden, der allerdings nicht Hofkapellmeister war. Pohle arbeitete während seiner Zeit in Halle mit namhaften Musikern wie Christian Ritter oder Johann Beer zusammen und genoss selbst hohes Ansehen am Hofe. Auch mit Händels Vater, der der Leibchirurg des Herzogs war, pflegte er freundschaftliche Beziehungen.

Die Neue Residenz in Halle im 17. Jahrhundert, Hof des Herzogs August von Sachsen und eine der ältesten Spielstätten der frühdeutschen Oper

 

Ab 1677 geriet Pohles Stellung ins Wanken, da der bereits erfolgreiche Komponist Johann Philipp Krieger als Kammermusikus und Kammerorganist nach Halle kam. Dieser wollte nicht unter Pohle stehen und wurde schließlich 1678 zum Vizekapellmeister ernannt. Krieger stand damit, was die Leitung der Hofkapelle betraf, gleichberechtigt neben Pohle und wurde 1680 zu dessen Nachfolger ernannt. Es ist anzunehmen, dass dieser Amtswechsel nicht ohne harte Auseinandersetzungen erfolgte. Nach dem Tod Herzog Augusts im Jahre 1680 zog der gesamte Hof nach Weißenfels. Pohle jedoch verschlug es nach Zeitz, wo er zwei Jahre lang als fürstlicher Kapellmeister wirkte. Als sein dortiger Dienstherr starb und die Kapelle sich auflöste, wechselte Pohle 1682 nach Merseburg, wo er das Amt des Hofkapellmeisters bis zu seinem Tode 1695 bekleidete.

Musikhistorische Bedeutung

Pohle wirkte als Musiker größtenteils an mitteldeutschen Höfen. So sind neben den bereits erwähnten Anstellungen in Kassel, Halle, Zeitz oder Merseburg auch weitere wie 1653 in Gottorf (Schleswig), zwischen 1674 und 1677 in Weißenfels sowie in Eisenberg und Gotha dokumentiert. Pohles Wirken ist somit beispielhaft für einen regen kulturellen Austausch zwischen den Höfen. Es ist recht wahrscheinlich, dass ab 1660 David Pohle für die Kirchenmusik und Philipp Stolle für die Opernmusik in Halle zuständig war. Pohle hat sich bleibende Verdienste um die Kirchenmusik, vor allem um die Entwicklung der frühen protestantischen Kirchenkantate, erworben (Musketa 1995). Besonders der Einfluss von Heinrich Schütz ist hier erkennbar.

Werke

Pohle schrieb zwischen 1663 und 1664 Kantaten für das gesamte Kirchenjahr, deren Texte aus der Feder des Barockdichters  David Elias Heidenreich stammten. Bei seinen frühesten erhaltenen Kompositionen handelt es sich um eine Sammlung von zwölf Liebesgesängen nach Paul Fleming, die er 1650 dem Landgrafen von Hessen-Kassel gewidmet hat.

Insgesamt zählen zu seinem Werk zahlreiche geistliche Vokalwerke, weltliche Lieder, Madrigale sowie Instrumentalmusik. Wenig ist jedoch überliefert und seine Singspiele sind leider alle verschollen. Zudem sind sämtliche Werke Pohles lediglich handschriftlich überliefert.

Instrumentalwerke (Auswahl)

  • 20 Sonaten für 5 bis 8 Instrumente
  • Sonata à 5 (C-Major)
  • Sonata a 2 Violini. Verstimbt, Nr. 24 aus dem “Codex Rost”
Sonata a 5 von David Pohle

 

Vokalwerke (Auswahl)

  • 12 Arien auf Texte aus Paul Flemings Odenbuch, 2 Singst., 2 Violinen, B. c.
  • Wie der Hirsch schreiet, Tenor solo, 3 Instr., B.c.
  • Siehe, es hat überwunden der Löwe (Text von Heidenreich), 5 Singst., 7 Instr., B. c.
  • Benedicam Dominum, 2 Singst., 3 Instr., B.c.

Klangbeispiele

Sonata a 2 Violini. Verstimbt, Nr. 24 aus dem “Codex Rost“ (Ensemble DER MUSIKALISCHE GARTEN)

Benedicam Dominum, 2 Singst., 3 Instr., B.c. (Monica Mauch, soprano; David Erler, altus; L’arpa festante – Rien Voskuilen)

CD-Einspielung:

David Pohle: Geistliche Musik “Wie der Hirsch schreyet”, Monika Mauch, David Erler, Hans-Jörg Mammel, L’ Arpa festante, Rien Voskuilen (Orgel & Leitung)

Noten zum Download

Sonata à 5 (Petrucci Music Library)

Literatur

Gottfried Gille, Der Schützschüler David Pohle (1624-1695): seine Bedeutung für die deutsche Musikgeschichte des 17. Jahrhunderts, Phil.Diss. Univ. Halle, 1973.

Kathrin Eberl-Ruf, Walter Serauky, Art. “Halle”, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., veröffentlicht 2017-03-16, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/15259.

Michael Malkiewicz, Christiane Engelbrecht, Art. “Pohle, David”, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., zuerst veröffentlicht 2005, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/27999.

Konstanze Musketa, “David Pohle und die Oper im mitteldeutschen Raum”, in: Georg Friedrich Händel – Ein Lebensinhalt, Halle (Saale) 1995, S.359–368.

Materialien zum Download

Arbeitsblatt (PDF):

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Anton Pötzl 2018

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2018 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.