Komponist*innen

Leontjewa, Maria (* 1962)

* 17. Juli 1962 in Chabarowsk

Biografie

Die in Chabarowsk/Russland geborene Maria Leontjewa erhielt schon ab 1967 Musikunterricht an der Musikschule in Smolensk und es entstanden erste Kompositionen. Von 1970 bis 1980 wurde sie an der Spezialschule für Musik in Leningrad in den Fächern Klavier und Komposition ausgebildet und studierte im Anschluss von 1980 bis 1986 Komposition, Klavier und Orgel am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium. Von 1989 bis 1991 folgte ein Studium in der dortigen Meisterklasse Komposition. 1991 wurde sie Mitglied im renommierten Moskauer Komponistenverband.

Maria Leontjewa lebt seit 1992 als freischaffende Komponistin, Pianistin, Klavierpädagogin und Korrepetitorin in Halle (Saale). Sie unterrichtet gegenwärtig am Institut für Musik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am halleschen Konservatorium „Georg Friedrich Händel“.

Leontjewa war 1984 Preisträgerin im Sowjetischen Kompositionswettbewerb mit ihrem Vokalzyklus für Sopran und Orgel. Für die Komposition für 2 Akkordeons und Schlagzeug wurde sie 1989 in Gdansk (Polen) ausgezeichnet.

Aufführungen von Leontjewas Kompositionen gab es über Deutschland und die UdSSR hinaus auch in Frankreich, Groß­britannien, den USA und Polen.

Musik / Werke

Maria Leontjewas „Credo” hinsichtlich des Wesens der Musik wird auf ihrer mehrsprachigen Website wie folgt formuliert:
„Dem Verständnis Maria Leontjewas folgend, ist die Musik vergleichbar mit einem lebendigen Kosmos und beinhaltet viel mehr als die wahrnehmbaren Töne, d. h. nicht nur die physikalisch messbaren Obertöne, sondern auch die unbewussten und verborgenen Schwingungen der menschlichen Seele. Insofern vermögen die musikalischen Schwingungen, sowohl auf der Basis konsonanter als auch dissonanter Verhältnisse stehend, unbewusst zur Resonanz der menschlichen Psyche mit dem Kosmos zu führen. So ist die Musik, unabhängig von ihrer kompositionstechnischen Gestaltung, gleichzeitig himmlischer und menschlicher Natur.“ (http://maria-leontjewa.com/index.html, abgerufen am 12. November 2019)

Kompositionstechnisch hat sich Leontjewa von der Atonalität hin zur Tonalität unter Verwendung atonaler Elemente und modaler Techniken entwickelt. Die von ihr postulierte emotionale Wirkung von Musik sei mit jeder Technik möglich, so die Komponistin.

Zu Maria Leontjewas umfangreichem kompositorischem Werk gehören ein Ballett, drei Kammeropern (u. a. Frühlingsfluten), weltliche und geistliche Vokalmusik (u. a. ihre Messe in C, einige Kantaten sowie drei Gleichnisvertonungen), Orchesterwerke (u. a. Symphonische Suite, Symbole und die Kantate für Sopran, Bass und großes Orchester Morning of Love) sowie Kammermusik in verschiedenen Besetzungen (u. a. ein Trompetenkonzert und kleinere Klavierstücke). Einige Werke sind sogar zu „Repertoirestücken” geworden und häufig in Konzerten zu hören (Trompetenkonzert, Russische Rhapsodie). In einem musikalischen Märchen nach der Novelle Die purpurroten Segel von Alexander Grin vereint sie Ballett, Film, Musical und Sprechtheater. Im Jahr 2019 kam ihr Konzert a-Moll für Klavier und Kammerorchester zur Uraufführung. Ein ausführliches Werkverzeichnis mit Links zu zahlreichen Hörbeispielen ist auf der Website der Künstlerin (s. u. Link) zu finden. Seit zwei Jahren werden die neuesten Kompositionen der Komponistin mit namhaften Künstlern beim Festival „Moskauer Herbst” in Moskau aufgeführt.

Notenhandschrift von Maria Leontjewa

 

Leontjewas kammermusikalische Komposition Molitwa (Gebet) op. 78 für Flöte, Oboe, Violine und Klavier wurde am 15. September 2017 anlässlich der
4. Halleschen Mauritiustage uraufgeführt und kann als Beispiel für ihr Musikverständnis gelten. Die Komponistin möchte mit diesem meditativen Werk ihre Beziehung zu „dem Höheren“, wie sie es nennt, verdeutlichen  und dem Hörer durch die verschiedenen Klangfarben ganz individuelle, positiv konnotierte Assoziationen ermöglichen. Dabei vergleicht sie die melodischen Bewegungen der drei Instrumente Flöte, Oboe und Violine mit drei Kerzen, deren Flammen sich zu Gott erheben.

Das deutlich tonalitätsbezogene Stück verbindet zeitgenössische kompositorische Satztechniken mit traditionellen Satzweisen, indem wiederkehrende Passagen durchaus rondoartig anmuten. „Ich habe Molitwa für alle Menschen komponiert, die Gott suchen, und dabei an keine bestimmte Konfession oder Religion gedacht, dieses Werk ist offen für alle! Denn die wichtigsten Dinge im Leben, wie Glaube, Liebe und Hoffnung, werden dem Menschen geschenkt! Und so ist es auch mit der Musik!“

Klangbeispiele

Konzert a-moll für Klavier und Kammerorchester op. 73, 1. Satz, 2. Satz, 3. Satz, Orchester der Kammeroper Halle, musikalische Leitung: Markus Fischer, Klavier: Youngsuh Noh

Januar aus Die Jahreszeiten (12 Monate) für Klavier op. 77, Klavier: Youngsuh Noh

Vorspiel und 1. Szene aus Frühlingsfluten, Kammeroper

Symbole für großes Sinfonieorchester

Links

Website der Komponistin

Noten von Maria Leontjewa bei Bellmannmusik

Frühlingsfluten, Produktion 2012 im Theater Veromodi

Materialien zum Download

Notenmaterial:

Maria Leontjewa: Konzert a-Moll für Klavier und Kammerorchester op. 73, 1. Satz (Partitur)

Powerpoint-Präsentation:

Von der strukturellen Konzentration zur Auflösung fixierter Form, Maria Leontjewa: Konzert a-Moll für Klavier und Kammerorchester op. 73, Analyse des 1. Satzes (mit Audiofiles zum Mithören), Autorin: Christine Klein, integrierte Audiodateien: Anna Schubert

Eine ausführlichere Analyse anhand des Notentextes mit detaillierten Zeitangaben bezogen auf die unter „Klangbeispiele” verlinkte Einspielung kann hier abgerufen werden (inkl. PDF-Datei).

SM 2019, letzte Aktualisierung Mai 2023