Komponist*innen

Lakomy, Reinhard (1946–2013)

* 19. Januar 1946 in Magdeburg, † 23. März 2013 in Berlin

Reinhard Lakomy (1982)

Biografie

„Er ist romantisch und realistisch, phantasievoll, aber kein Spinner [und] will auf anspruchsvolle Weise populäre Musik machen.“ (Hofmann 1980, S. 91) So sprach Texter Fred Gertz (1934–2009) über Reinhard „Lacky“ Lakomy, einen der bekanntesten Musiker und Komponisten der DDR.

Lakomy wurde am 19. Januar 1946 in der heutigen Landeshauptstadt Magdeburg geboren. Bereits ab seinem 5. Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht an der städtischen Georg-Philipp-Telemann-Musikschule und ab seinem 10. Lebensjahr auch Unterricht im Tonsatz bei Dieter Nathow. Im Alter von 16 Jahren begann er erste Banderfahrungen zu sammeln. Nachdem er aufgrund mangelnder Leistungen im Mathematikunterricht die Abiturprüfung nicht bestanden hatte, nahm er ein Kompositionsstudium an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ in Dresden auf. Ab 1966 war Lakomy Mitglied der „Klaus-Lenz-Band“, aus der wenig später das „Günther-Fischer-Quartett“ hervorging.

Seine ersten Singles erschienen 1972, u. a. der bekannte Titel Es war doch nicht das erste Mal, und bereits ein Jahr später folgte seine erste Solo-LP „Reinhard Lakomy“. Er gründete das Lakomy-Ensemble und arbeitete eng mit dem Texter Fred Gertz und seiner Gesangspartnerin Angelika Mann zusammen. 1977 heiratete Lakomy die Schriftstellerin Monika Erhardt. Im selben Jahr zog sich „Lacky“ aus dem aktiven Musikgeschäft zurück und widmete sich der Komposition. Zusammen mit seiner Frau, die die Texte schrieb, komponierte er vorrangig Musik für Kinder, die 1978 auf der LP „Geschichtenlieder“ erschien.

Reinhard Lakomy trat zeitweise auch mit politischen Positionierungen auf. Im Jahr 1976 gehörte er zu den Musikern, die öffentlich gegen die Ausbürgerung des Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermann protestierten. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten veröffentlichte er das Album „Die 6-Uhr-13-Bahn“, in dem er die veränderten Lebensumstände in den Gebieten der ehemaligen DDR nach der Wende kritisiert. Themen wie Arbeitslosigkeit und der Begriff der Heimat werden direkt angesprochen. Kritiker warfen ihm vor, mit diesem Album die DDR zu verherrlichen und Teil der sogenannten „Ostalgie“ zu sein. Lakomy wies diese Vorwürfe jedoch zurück: „Nach dem realen Staat habe ich keine Sehnsucht. Geplant war ja mal eine bessere, eine antifaschistische Gesellschaft, nicht dieser Unterdrückungsstaat mit seinen unfähigen Wirtschaftsfunktionären, die nur den Westen nachmachen wollten. Jetzt ist alles auf der Strecke geblieben, die Gerechtigkeitsideale von Marx, Jesus und Rosa Luxemburg, alles. Viele Leute können sich heute, in diesem freien Land, das ganz normale Leben nicht mehr leisten…“ (https://verlag.buschfunk.com/kuenstler/interviews/21_Reinhard_Lakomy/3_Interview_Die_613_Uhr-_Bahn, abgerufen am 09.01.2020)

1993 kehrte Lakomy auf die Bühne zurück (zahlreiche Konzerte mit der Sängerin und Schauspielerin Carmen Hatschi) und veröffentlichte im Jahr 2000 seine Autobiografie „Es war doch nicht das letzte Mal … Erinnerungen“, deren Titel sich an seine erste Single anlehnt. Bei der Bundestagswahl 2009 rief Reinhard Lakomy öffentlich zur Wahl der Partei „Die Linke“ auf.

Als bei Lakomy 2013 Lungenkrebs diagnostiziert wurde, lehnte er jegliche Behandlung ab und verstarb wenig später am 23. März 2013 in Berlin. Er bleibt in Erinnerung mit seinem Ausspruch: „Wenn man auf ein so reiches Leben zurückblicken kann, wird das Fest nicht schöner, nur weil es länger dauert.“ (https://www.mdr.de/damals/archiv/reinhard-lakomy138.html, abgerufen am 09.01.2020)

Straßenschild in Magdeburg

 

Zahlreiche Schulen und Kitas, darunter die „Förderschule Reinhard Lakomy“ in Halberstadt und die Kitas „Traumzauberbaum“ und „Waldwuffel“ in Magdeburg, sind nach Reinhard Lakomy oder Figuren aus seinen Werken benannt (vgl. dazu https://www.traumzauberbaum.de/kindertagesstatten-schulen.html, abgerufen am 11.02.2021). Auch eine Straße in Magdeburg trägt seinen Namen (s. o.).

Musik / Werke

Reinhard Lakomys musikalische Bandbreite war groß. Die „Klaus-Lenz-Band“ war eine der bedeutendsten Gruppen der DDR-Jazzszene und viele ihrer Mitglieder, wie zum Beispiel Günther Fischer, sind bis heute Vorbilder für diverse Jazzmusiker.

In den 1970er-Jahren machte Lakomy zusammen mit Angelika Mann Schlagermusik, was von seinen Kollegen aus dem Jazz-Bereich stark kritisiert wurde. Neben seiner Solokarriere komponierte er Filmmusik, unter anderem für die erfolgreiche TV-Serie „Polizeiruf 110“.

Nach seinem Rückzug von der Bühne schrieb Lakomy gemeinsam mit seiner Frau hauptsächlich Geschichtenlieder und Hörspielmusicals für Kinder. Von der LP „Der Traumzauberbaum“, einem der größten Erfolge des Paares, gab es drei Fortsetzungen. Insgesamt entstanden 14 Produktionen für Kinder, die über 5 Millionen Mal verkauft wurden.

Weniger bekannt dagegen sind Lakomys Kompositionen von Elektro-Musik aus derselben Zeit. Sein erstes Elektro-Album „Das geheime Leben“ aus dem Jahr 1982 erhielt in der zensierten Musikwelt der DDR zwar vernichtende Kritiken, wurde aber trotzdem ein kommerzieller Erfolg.

Zusätzlich zu den zahlreichen Alben für Kinder erschienen von Reinhard Lakomy u. a.  5 Alben mit dem Lakomy-Ensemble, 4 Elektro-Alben (eines davon zusammen mit Rainer Oleak) und mehrere Singles und EPs sowie Kompilationen (eine ausführliche Diskografie findet sich z. B. hier). Reinhard Lakomy erhielt 1980 den Kunstpreis der FDJ, 1981 den Kunstpreis der DDR, 1983 den Kunstpreis des DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) und 1984 den Nationalpreis der DDR II. Klasse.

Mit Lakomys Komposition Als ich dich heute wiedersah gewann im Jahr 1975 das Gesangsduo  Hauff & Henkler als erste deutschsprachige Künstler den internationalen Chanson-Grand-Prix von Paris.

Autogrammkarte (Privatbesitz)

Klangbeispiele

Es war doch nicht das erste Mal (Solo)

Mir doch egal (mit Angelika Mann)

Der Traumzauberbaum  (für Kinder)

Das geheime Leben (Elektro)

Als ich Dich heute wiedersah (Monika Hauff & Klaus-Dieter Henkler, ZDF-Hitparade 1977)

Literatur

Jürgen Balitzki, Rock aus erster Hand, VEB Lied der Zeit Musikverlag, Berlin 1985

Götz Hintze, Rocklexikon der DDR, Berlin 2000

Heinz P. Hofmann, Beat Lexikon. Interpreten, Autoren, Sachbegriffe, VEB Lied der Zeit Musikverlag, Berlin 1980

Links

Erinnerungen an den Sänger Reinhard Lakomy (Video)

Der Traumzauberbaum (Website)

Materialien zum Download

Powerpoint-Präsentation:

Reinhard Lakomy “Lacky”

Reinhard Lakomy “Lacky” (PDF-Datei)

Anna Sobbe 2020

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2018 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.