Komponist*innen

Hausmann, Valentin Bartholomäus (1675–1736)

* 1675 in Löbejün, † 1736 in Schafstädt

Biografie

Valentin Bartholomäus Hausmann (auch Haußmann) entstammte einer Musikerfamilie. Hier ist vor allem sein Vorfahre, der bekannte Organist und Komponist Valentin Hausmann zu nennen, der um 1560 in Gerbstedt bei Eisleben geboren wurde und um 1611–1613 wahrscheinlich am gleichen Ort verstarb.

Wie in Johann Matthesons berühmter Grundlage einer Ehrenpforte  vom Jahr 1740 berichtet wird, erlernte der Vater von Valentin Bartholomäus Hausmann, der ebenfalls Valentin Hausmann hieß, das musikalische Handwerk in Leipzig bei Sebastian Knüpfer (Komponist und Kirchenmusiker) und  Werner Fabricius (Organist und Komponist) und wurde später zum Musikdirektor an den Fürstenhof von Anhalt-Köthen berufen. Die Mutter entstammte dem adligen Geschlecht der Edlingen. Ihr Vater war Bürgermeister und Stadtschreiber der Stadt Löbejün.

In seiner Jugend erhielt Hausmann Unterricht in Gesang, Orgelspiel und Komposition. Vom Herbst 1691 bis zum Frühjahr 1692 wirkte er zusammen mit seinem Vater und zwei anderen namentlich nicht bekannten Musikern am Hof von Anhalt-Köthen (siehe Richter 2008, S. 29–30). Nach Beendigung der Anstellung begann er eine Ausbildung  bei seinem Vetter Bartholomäus Edeling, der zu damaliger Zeit Amtsschösser (Steuereinnehmer) in Lauchstädt war, „um daselbst in der Gelehrsamkeit weiter zu kommen“ (Mattheson 1740, S. 104). Im Jahr 1694 erlangte Hausmann die Anstellung zum Organisten in Verbindung mit der Position des Amtsschultheißen im benachbarten Schafstädt. Zeitgleich studierte er noch mehrere Jahre in Halle an der Universität, „um sich in literis, musicis & arithmeticis desto besser zu üben“ (Mattheson 1740, S. 104).

Während dieser Zeit komponierte er mehrere heute nicht mehr nachweisbare Glückwunsch-, Hochzeits- und wohl auch Trauermusiken u. a. für die Höfe in Harzgerode, Mansfeld und Merseburg und wirkte häufig bei der Hofmusik in Merseburg und andernorts mit. Schon während seiner Anfangsjahre in Schafstädt erhielt Hausmann mehrere lukrative Angebote, beispielsweise 1696 für das Organistenamt in Sondershausen oder 1697 zum Probespiel in Berlin, auch als Vertretung des Merseburger Hof- und Dom-Organisten Johann Friedrich Alberti. Diese und weitere Möglichkeiten konnte oder wollte er jedoch aus verschiedenen Gründen nicht annehmen. In den Folgejahren stieg er in der Amtshierarchie bis zum Bürgermeister von Schafstädt auf (1717) und versah dort seinen Organistendienst bis zu seinem Tod im Jahr 1736.

Hausmann hatte einen Sohn Georg Friedrich Hausmann, der wie der Vater als Organist tätig war.

St.-Johannis-Kirche in Schafstädt (Bad Lauchstädt)

Musikhistorische Bedeutung

Über seinen ausgezeichneten Ruf als Organist und Orgelgutachter, Komponist und Lehrer in seiner Region äußerte sich Hausmann selbst mit folgenden Worten:

„[…] ob ich schon in einem kleinen Städtgen sesshaft bin, hat man mich doch in grossen Städten gar oft verlanget, bin auch, zur Untersuchung ihrer alten und neuen Orgelwercke, vielmahl erfordert worden. Ich habe ferner für unterschiedene vornehme Stadtkirchen gantze Jahrgänge componiren müssen, und es haben in die 30. Organisten bey mir gelernet, welche meistens in guten Diensten stehen.“ (Mattheson 1740, S. 105)

Diese ausdrückliche öffentliche Hervorhebung seiner beruflichen Möglichkeiten weist darauf hin, dass Hausmann einen gewissen Rechtfertigungsdruck verspürte, weil er nie das kleine Schafstädt zugunsten einer der großen Metropolen Mitteldeutschlands verlassen hatte. Allerdings bot ihm die “politische Karriere” (Maul 2007, S. 204) in Schafstädt eine materielle Sicherheit, die er wahrscheinlich so in einer reinen Organistenposition nur schwerlich hätte erreichen können.

Im Bereich seines kompositorischen Werkes haben sich lediglich zwei Kantaten von Hausmann erhalten. Dennoch spricht gemäß neuerer musikwissenschaftlicher Forschungen zumindest „einiges dafür, dass er auf dem Gebiet der Kirchenkantate zu den am meisten rezipierten Komponisten seiner Zeit im größeren Umkreis von Halle (ca. 100 km) gehörte“ (Maul 2007, S. 208). Es ist daher zu vermuten, dass er das kirchenmusikalische Repertoire im heutigen Raum Sachsen-Anhalt maßgeblich prägte, vergleichbar mit so bekannten Komponisten wie Georg Philipp Telemann, Johann Theodor Roemhildt oder Friedrich Wilhelm Zachow.

Des Weiteren war er im Besitz einer bedeutenden musiktheoretischen Bibliothek, deren Inventar von Johann Mattheson innerhalb der Grundlage einer Ehrenpforte abgedruckt wurde (Mattheson 1740, S. 106-108).

Titelblatt der “Grundlage einer Ehrenpforte” von Johann Mattheson

Werke

Von Valentin Bartholomäus Hausmann sind nur zwei Werke erhalten geblieben: die Kantate Heilig ist unser Gott auf den Michaelistag und die Osterkantate Da wir tot waren in Sünden.

Literatur

Klaus-Peter Koch, Art. “Haußmann, Valentin”, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., zuerst veröffentlicht 2002, online veröffentlicht 2016, https://mgg-online.com/article?id=mgg06068&v=1.0&rs=mgg06068.

Johann Mattheson, Grundlage einer Ehrenpforte, woran der tüchtigsten Capellmeister, Componisten, Musikgelehrten, Tonkünstler etc. Leben, Wercke, Verdienste ect. erscheinen sollen, Hamburg 1740; vollständiger, originalgetreuer Neudruck mit gelegentlichen bibliographischen Hinweisen und Matthesons Nachträgen, hrsg. von Max Schneider, Berlin 1910, S. 103–108.

Michael Maul, „ ,Ob ich schon in einem kleinen Städtgen sesshaft bin […] haben in die 30. Organisten bey mir gelernet’. Der Schafstädter Organist Valentin Bartholomäus Hausmann“, in: Musikkultur in Sachsen-Anhalt seit dem 16. Jahrhundert (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, H. 42), Halle 2007, S. 202–215.

Maik Richter, Die Hofmusik in Köthen. Von den Anfängen (um 1690) bis zum Tod Fürst Leopolds von Anhalt-Köthen (1728), Saarbrücken 2008.

Link

Johann Mattheson, Grundlage einer Ehrenpforte in der Petrucci Music Library

Materialien zum Download

Arbeitsblatt (PDF):

Komponistenpersönlichkeiten in Sachsen-Anhalt (Schüler-Arbeitsblatt im Word-Format für Lehrer*innen auf dem Landesbildungsserver)

Benjamin Fischer 2017

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2017 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.