Instrumente

Rühlmann, Wilhelm (Orgelbauer)

* 06. Dezember 1842 in Zörbig, † 08. Januar 1922 in Zörbig

Die Zörbiger Orgelbauwerkstatt Rühlmann wurde 1842 von Friedrich Wilhelm Rühlmann (1812–1878) gegründet. Bis zum Geschäftseintritt des Sohnes 1866 hatte dieser nicht mehr als sechs kleine Orgeln für verschiedene Dorfkirchen, vorwiegend im nördlichen Saalekreis, neu gebaut, von denen die Orgel in Braschwitz im Saalekreis und ein etwas größeres zweimanualiges Instrument in Haardorf bei Naumburg erhalten sind.

Unter seinem Sohn Wilhelm Rühlmann sen. (1842–1922) sollte der Betrieb bis ins 20. Jahrhundert hinein eine der führenden Orgelbauwerkstätten Mitteldeutschlands werden – die Region zwischen Halle, Magdeburg und Dessau wurde damals quasi mit Rühlmann-Orgeln „übersät”.

Die Orgelbau-Anstalt von W. Rühlmann heute

 

Wilhelm Rühlmanns Lehr- und Gesellenjahre führten ihn zu Friedrich Ladegast, einem der größten Orgelbauer seiner Zeit, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Nach seiner sechsjährigen Ausbildung kehrte er 1866 nach Zörbig (auf halbem Wege zwischen Köthen und Halle gelegen) zurück, um den väterlichen Betrieb zu übernehmen.

Nach dem Erfolg seiner preisgekrönten, 1881 erbauten Orgel für die Köthener Agnus-Kirche ging es mit der Werkstatt immer weiter bergauf. Rühlmann zählte nun zu den hervorragendsten romantischen Orgelbauern Mitteldeutschlands und war im Orgelbau des dörflichen und kleinstädtischen Bereichs quasi konkurrenzlos. Er konnte aber auch den deutschlandweiten Konkurrenzkampf mit Sauer, Ladegast und Walcker in größeren Städten gut bestehen.
Im Jahr 1883 wurde er zum Herzoglich-Anhaltischen Hoforgelbauer ernannt und leistete sich den Neubau einer großen Orgelfabrik am Rande der Zörbiger Altstadt.

Nach dem Tod Wilhelm Rühlmanns übernahm dessen Sohn Wilhelm Rühlmann jun. (1882–1964), der bereits 1907 in das Unternehmen eingestiegen und seit 1912 Geschäftsführer war, die väterliche Werkstatt. Die beiden Weltkriege brachten der Firma herbe Verluste, sodass sie nach 1945 nicht weitergeführt werden konnte.

Albrecht Rühlmann (1927-2015), Sohn von Wilhelm Rühlmann jun., begann nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft in vierter Generation ebenfalls eine Orgelbauerlehre bei der Firma Klais in Bonn.

Rühlmann-Orgel in St. Petri Löbejün

 

In Zörbig erinnert eine Gedenktafel an die Orgelbauwerkstatt Rühlmann.

Informationstafel in Zörbig

Links

Werkeverzeichnis der Orgelbau-Anstalt von Wilhelm Rühlmann, Zörbig

Firmenkataloge 1909 und 1914

Orgelbau Rühlmann, Zörbig

Freunde der Orgelbauanstalt von W. Rühlmann

orgelbauanstalt-ruehlmann.blogspot

Sophie Stahl 2017, letzte Aktualisierung April 2022

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Seminars im Sommersemester 2017 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.