Instrumente

Ladegast-Orgel im Merseburger Dom

Orgel im Merseburger Dom

Orgelbauer

Friedrich Ladegast

Orgelgeschichte

(Die unterstrichenen Begriffe finden sich im Orgelglossar.)

Friedrich Ladegast baute in den Jahren 1853 bis 1855 in das alte Barockgehäuse der Merseburger Domorgel ein neues Werk hinein, da das alte Werk schon zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1713 von mehreren Orgelgutachtern als unbrauchbar bewertet worden war. Ladegast war zum damaligen Zeitpunkt als Mittdreißiger noch verhältnismäßig jung für einen solchen Auftrag, weshalb ihm auch nur der Umbau der Orgel unter Beibehaltung einiger Pfeifen und Register aus der Barockzeit anvertraut wurde. Ein vollständiger Orgelneubau, wie ihn Ladegast gern gesehen hätte, war nicht geplant.

Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten fand am 26. September 1855 die Feier der Orgelweihe statt. Berühmte Tastenvirtuosen ihrer Zeit komponierten groß angelegte Werke für diese Orgel. So schrieb beispielsweise Franz Liszt (1811–1886) eine seiner berühmtesten Orgelkompositionen Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H 1855/56 für die Merseburger Domorgel. Die Uraufführung der großen Orgelsonate seines Schülers Julius Reubke (1834–1858) fand 1857 ebenfalls an der Ladegast-Orgel im Merseburger Dom statt.

Ladegast sah es nun als seine Aufgabe an, das Orgelwerk zugunsten eines einheitlichen Klangbildes zu verändern. Deshalb ersetzte er 1866 den Großteil der Pfeifen der älteren Register eigenmächtig durch eigene Pfeifen. Der damals amtierende Königliche Orgelrevisor und Domorganist David Hermann Engel (1816–1877) verhängte daraufhin ein Hausverbot, so dass Ladegast seinen Mersebuger Orgelbau nicht vollenden konnte, der nun anderen Orgelbauern anvertraut worden war.

Massive Eingriffe ohne klares eigenes Klangkonzept hatten bei notwendigen Reparaturen seit den 1960er-Jahren die in sich geschlossene Ladegast’sche Disposition durch den willkürlichen Ersatz zahlreicher Register empfindlich gestört. Von 2001 bis 2004 haben in einem gemeinsamen Restaurierungsprojekt die Orgelbaufirmen Eule, Scheffler und Wegscheider mit dem Intonateur Matthias Ullmann die Orgel in der Ladegast’schen Disposition wiederhergestellt und ihr damit das Klangbild von 1866 zurückgegeben.

Zu Ehren der Merseburger Domorgel finden alljährlich im September die Merseburger Orgeltage statt, die Ladegasts „Unvollendete“ in den Mittelpunkt von bis zu vier Konzerten täglich stellen.

Technische Ausstattung

Die Orgel hat vier Manuale, die das Hauptwerk, das Oberwerk, das Rückpositiv und das Brustwerk steuern, sowie ein Pedalwerk mit zum Teil sehr tiefen Registern (Posaune 32′). Die Orgel enthält bei mechanischer Traktur mit Schleifladen in 81 Registern insgesamt 5700 Pfeifen. Manuale und Pedal lassen sich auf verschiedene Weise miteinander koppeln, so dass beim Spiel eines Manuals auch ein zweites oder gar das Pedal mit in Bewegung gesetzt werden kann, was eine Vielfalt an Klangkombinationen ermöglicht.

Klangbeispiele

Franz Liszt: Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H

Julius Reubke: Orgelsonate Der 94. Psalm

Literatur

Holger Brülls, Ladegast-Orgeln in Sachsen-Anhalt, Petersberg 2005.

Peter Ramm, „Zur Geschichte der Merseburger Domorgel“, in: Die Macht der Musik. Musica sacra über den Konfessionen. Programmbuch zu den 47. Merseburger Orgeltagen vom 16. bis 24. September 2017, hrsg. von Maik Richter im Auftrag des Freundeskreises „Musik und Denkmalpflege in Kirchen des Merseburger Landes e. V.“, Merseburg 2017, S.174–180.

Kontakte

Freundeskreis Musik und Denkmalpflege in Kirchen des Merseburger Landes e. V.
Domprobstei 2, 06217 Merseburg
Telefon: 03461 3099183
E-mail: orgeltage@merseburg.de

Links

Merseburger Orgeltage

Anregungen für den Unterricht

Franz Liszts Komposition für die Merseburger Domorgel, Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H, kann Anlass bieten für eine Thematisierung von „Namen in der Musik“ (vgl. dazu das dem Musikkoffer-Beitrag zu Carl Christian Agthe beigefügte Arbeitsblatt).

Video (Link)

Die Orgel – ungewohnte Einblicke in das Instrument des Jahres 2021
Das anschauliche Video von KMD Martina Pohl und Ulrike Großhennig bietet Schüler*innen die Möglichkeit, am Beispiel der Hildebrandt-Orgel in Sangerhausen in das Innere einer Orgel zu schauen, die Funktionsweise kennenzulernen, Fragen zu stellen und sich Detailwissen anzueignen. Das Video ist für schulische Zwecke genauso geeignet wie für Interessierte an diesem einzigartigen Instrument.

Materialien zum Download

Powerpoint-Präsentation:

Von der Taste zum Ton (Eine kleine Führung durch die Orgel), Autorin: Friederike Heckmann

Von der Taste zum Ton (PDF-Datei)

Arbeitsblätter:

Blanko-Arbeitsblätter zum Ausfüllen (für Grundschule und ab Sekundarstufe I) für Exkursionen zu regionalen Orgeln im Unterricht (Erstellung von Orgelsteckbriefen) finden Lehrer*innen auf dem Bildungsserver des Landes unter Regionalkultur.

MR 2018, letzte Aktualisierung Mai 2021